Volltext: Medien in Liechtenstein

7.4.4 Einfluss von Werten und Rollenvorstellungen In der Frage, welche Faktoren die tägliche journalistische Arbeit beein- flussen, zeigt sich wiederum eine weitgehende Übereinstimmung mit den Umfrageergebnissen aus der Schweiz. Der oberste Massstab sind die eigenen Wertvorstellungen (90 Prozent), gefolgt vom Interesse des Publikums (82 Prozent) und dem publizistischen Selbstverständnis der Redaktion (73 Prozent). Es gibt aber auch markante Unterschiede im Vergleich zur Schweiz. Die Medienschaffenden in Liechtenstein zeigen eine stärkere Markt- und Politikorientierung als die Schweizer Kollegen. Dies äussert sich in einem höheren Stellenwert der Einflussgrössen «Publi kums forschung», «Akteure aus Politik und Gesellschaft» sowie «Interessen der Werbewirtschaft». Die Schweizer Kollegen weisen eine stärkere publizistische und redaktionelle – und insofern auch selbstrefe- rentielle – Orientierung auf, was sich im höheren Stellenwert des publi- zistischen Selbstverständnisses der Redaktion, der Arbeitskollegen aus der Redaktion und anderer Medien äussert. Bei den liechtensteinischen Journalisten wurde in Ergänzung zur Schweizer Umfrage nach der Einflussgrösse der einheimischen und der ausländischen Medien unter- schieden. Dabei wird die Orientierung an ausländischen Medien um 20 Prozentpunkte höher eingestuft. Zwischen den verschiedenen Me - dien in Liechtenstein zeigen sich in der Tabelle Abweichungen bei den einzelnen Items, die jedoch auf Grund der geringen Fallzahlen allesamt statistisch nicht signifikant sind. Befragt nach der Berufsauffassung und den persönlichen Zielen nennen in Liechtenstein alle Medienschaffenden unisono die neutrale Be richterstattung als wichtigstes Ziel. In der schriftlichen Befragung konnte auf einer Sechserskala zwischen 1 (sehr wichtig) und 6 (gar nicht wichtig) angekreuzt werden. In der Tabelle sind die Skalenpunkte 1 bis 3 zusammengefasst, um die exakt gleiche Kategorisierung wie in der schweizerischen Auswertung zu bilden. Die neutrale Berichterstattung erhält 100-prozentige Zustimmung (Skalapunkte 4–6), weiter folgen die Kritik an gesellschaftlichen Fehlentwicklungen (85 Prozent) und die Ana lyse komplexer Sachverhalte sowie die Ratgeberfunktion (jeweils 84 Prozent). Das Selbstverständnis der Journalisten weist somit auf Sach lichkeit, Neutralität und Kompetenz hin – also durchaus Merkmale eines professionellen Qualitätsjournalismus. Eher im Hintergrund ste- hen gesellschaftliche oder wirtschaftliche Rollenbilder, wie sie etwa in 279 
Journalistische Berufsrealität
	        

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