«INTER-ESSE»
2./3. August 2003
18. Sonntag im Jahreskreis B
Lesung: Ex 16,2-4.12-15
Evang.: Jo 6,24-35
Wer die Pfarrkirche durch das Hauptportal verlässt und dabei kurz
zum Glasgemälde aufschaut, wird an die Begebenheit erinnert, bei
der Gott dem Mose auf dessen Frage hin seinen Namen offenbart:
Jahwe. Dieser kurze Name — im Hebräischen besteht er aus vier
Buchstaben — kann nur umschrieben werden, philosophisch
abstrakt: Ich bin der Ich-bin; besser und wahrnehmbarer: Ich bin da
für euch; Ich gehe mit euch den Weg; Ich bin zwischen euch. Ins
Lateinische übersetzt, lautet dieses «Dazwischen-Sein» «Inter-
esse». Auch im heutigen Sinn des Wortes ist Interesse ja nichts ande-
res, als in Gedanken ganz bei jemandem sein.
In Jesus ist dieses «unter den Menschen sein» mit den Händen greif-
bar geworden. In den Evangelien erleben wir,
wie er den Kranken half und die Kinder segnete, Menschen, die
gesellschaftlich bedeutungslos waren;
wie er den wegen ihrer Tätigkeit Verachteten wie den Zöllnern
oder den religiös und politisch Andersdenkenden wie den
Samaritern Achtung zeigte;
wie er nicht auf das Ansehen der Menschen schaute und ganz
gewöhnliche Leute zu seinen engsten Freunden wählte:
wie er Mitleid mit den Menschen hatte, und zwar derart, dass
er weinen konnte.
Wir vernehmen,
wie er die Mühseligen und Beladenen zu sich rief;
wie er lange warten konnte, bis sich ihm ein Menschenherz öff-
nete;
wie er unauffällig, normal, durchschnittlich und arm sein
konnte;
wie er den aus eigener Schuld Isolierten durch die Vergebung
neues Leben und neue Gemeinschaft ermöglichte;
)