gebrochen wären. Sicher ist schließlich, dass auch in Europa
manch karitative Einrichtung ohne das Christentum nie ent-
standen wäre.
Das Auftreten gegen Unrecht und das Eintreten für Notleidende
und Verfolgte haben im 20. Jahrhundert an der Schwelle zum 3.
Jahrtausend eine neue Dimension erreicht. Deshalb erheben in
vielen Ländern Asiens, Afrikas und Mittel- sowie Südamerikas
einzelne Christen, ganze christliche Gruppen und nicht selten
offizielle Vertreter der Kirchen warnend ihre Stimme und wei-
sen auf bestehendes Unrecht ebenso hin wie auf die Konse-
quenzen aus Armut und Unterdrückung. Auch in den soge-
nannten «reichen Ländern» Europas und Nordamerikas nimmt
die christliche Kritik an der Ausgrenzung immer größerer Grup-
pen der Gesellschaft als Folge von Modernisierung und Globa-
lisierung zu. Alles deutet darauf hin, dass das unbedingte Ein-
treten für die Notleidenden und Schwachen und die Verteidi-
gung des Humanen und der Ethik zu den wichtigsten Aufgaben
des Christentums im 21. Jahrhundert gehören werden.
(Antes, Peter: Mach’s wie Gott, werde Mensch. Das Christentum.
Patmos, Düsseldorf 1999, 5. 2019
Die Kirche muss der Sendung zum Solidarisch-Sein treu bleiben.
Früher waren es vor allem die Bruderschaften, so auch in unserer
Pfarrei die seit 1511 bestehende St. Anna-Bruderschaft, deren Titu-
larfest am 26. Juli begangen wird. In vergangenen Jahrhunderten
war sie eine wohlhabende Bruderschaft, und ihre Mitglieder wus-
sten sich der Behebung mancher Not verantwortlich. In den letzten
Jahren haben wir mit der Pfarrei-Caritas die Sorge für jene, die nicht
auf der Sonnenseite leben, wahr genommen. Mutter Teresa von Kal-
kutta sagte einmal:
Unsere Eucharistie ist unvollständig, wenn sie uns nicht zum
Dienst an und zur Liebe zu den Armen führt.
Die Gegenwart fordert das Solidarisch-Sein auch im globalen Sinn
besonders nachdrücklich; sonst geht die Schere zwischen Arm und
Reich, Nord und Süd, West und Ost, aber auch in unseren Breiten