3.2
EWR-Recht
a) StGH 1995/14
In StGH 1995/14, einem der Regierung aufgrund von Art. 16
StGHG erstatteten Gutachten ,zur Zustimmungsbedürftigkeit von
durch den Gemeinsamen EWR-Ausschuss angenommenen Rechts-
akten durch den Landtag“!7°5, hat der Staatsgerichtshof erklärt, dass
,dem EWR-Recht ... - wie dem Völkerrecht im Allgemeinen — im
Fürstentum Liechtenstein direkte Geltung (Durchgriffswirkung)" 1/98
zukomme.
b) StGH 1998/61
In StGH 1998/61 ist der Staatsgerichtshof vom , Vorrang des
EWR-Rechts vor dem Landesrecht“1797 zwar wie von einer Maxime
ausgegangen. In StGH 1998/61 heisst es jedoch, dass dieser (der Vor-
rang des EWR- vor dem Landesrecht) in Liechtenstein „dort seine
Grenze haben (müsste), wo Grundprinzipien und Kerngehalte der
Grundrechte der Landesverfassung tangiert würden“17°8, Dies be-
deutet in einem Umkehrschluss, dass der Vorrang des EWR- vor dem
Landesrecht nicht nur dem Grundsatz nach, sondern auch immer
dann besteht, wenn keine ,Grundprinzipien' der LV oder Kerngehalte
der Grundrechte der LV berührt werden! 799,
c) StGH 1998/9
In StGH 1998/9 hat der Staatsgerichtshof nach einem Verweis
auf StGH 1996/34 einerseits und auf die Lehre andererseits!899 von
der ,Suprematie des EWR-Rechts über das inlándische Gesetzes-
recht^180! gesprochen und erklärt, dass „das inländische Recht im
vorliegenden Fall gar nicht anwendbar (ist), da die erwähnte EWG-
VO als übergeordnetes Recht Platz greift“ 1802
Der Verweis auf StGH 1996/34 und auf die Lehre, den der
Staatsgerichtshof in StGH 1998/9 vorgenommen hat, lásst darauf
1795 StGH 1995/14, LES 3/1996 S. 122.
1796 StGH 1995/14, LES 3/1996 S. 122 (Kursivstellung durch den Verfasser).
1797 StGH 1998/61, LES 3/2001 S. 130.
1798 StGH 1998/61, LES 3/2001 S. 130.
1799 Siehe hierzu unten Punkt 4.1.1.
1800 Es handelt sich um die Abhandlung von Bruha/Büchel (Grundfragen) aus dem Jahre 1992.
1801 StGH 1998/9, LES 3/1999 S. 183.
1802 StGH 1998/9, LES 3/1999 S. 183.
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