Volltext: Die frühesten Bauten von St. Martin in Eschen

Die frühesten Bauten von St. Martin in Eschen 
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Demnach kann man Alemannen als Erbauer der Holzbauten in Eschen mit 
grosser Wahrscheinlichkeit ausschliessen. Vielmehr dürften christianisierte Ro- 
manen hier gebaut haben. Die Alemannen liessen sich 300 m westlich der Kir- 
che am Hang in der Dona beisetzen. Dort wurden 1953/54 und 1962 insgesamt 
14 SW-NO orientierte Gräber aufgedeckt, welche aufgrund der Beigaben ins 
7. Jahrhundert datiert werden, wobei ein abschliessendes Urteil über den Be- 
ginn der Belegung noch offen bleiben muss?, Ferner werden die 25 alemanni- 
schen Gräber in Schaan ins 7. Jahrhundert datiert. Die neuesten Grabungen auf 
dem «Runden Büchel» in Balzers (der weiteste nach Süden vorgeschobene Sied- 
lungsraum grösserer alemannischer Gruppen?) belegen als Einwanderungs- 
jahre der Alemannen die Zeit um 700. Somit ist im churrätischen Diözesange- 
biet die etwas einfache Formel «Holzkirche = alemannischer Bau» mit Zurück- 
haltung zu gebrauchen. 
Auch die folgende Überlegung schliesst die Alemannen als Bauleute der 
Fachwerkbauten in Eschen aus: Der Benderer Hofbau, in römischer Bautradi- 
tion errichtet, weist die gleiche Breite der Innenräume (3.85 m) auf wie jene des 
grossen Fachwerkbaues in Eschen. Im weiteren sind rötliche, feingeschliffene 
Putzreste, die in beiden Grabungen gefunden worden sind, beinahe identisch. Es 
liegen demnach Hinweise vor, die auf annähernde Gleichzeitigkeit der Fach- 
werkbauten von Eschen mit jenem spätrömisch wirkenden Hofbau von Ben- 
dern deuten. Abschliessend können wir annehmen, dass der markante Fach- 
werkbau mit dem portikusartigen Umgang mindestens zwei Bauphasen erken- 
nen lässt und vermutlich während des ganzen 6. Jahrhunderts das Grabungs- 
Gudrun SCHNEIDER-SCHNEKENBURGER, Raetia I (wie Anm. 6) S. 189: «Unter den Gürtelbe- 
schlägen ist der älteste ein pilzzellentauschierter Rückenbeschlag der Zeit um 600. Ferner fan- 
den sich tauschierte Gürtelbeschläge aus dem 7. Jahrhundert.» - Vgl. Otto P. CLAVADETSCHER, 
Churrätien im Uebergang von der Spätantike zum Mittelalter nach den Schriftenquellen, in: 
Von der Spätantike zum frühen Mittelalter, hg. Joachim WERNER und Eugen EwIG, Sigmarin- 
gen 1979, S. 161 Anm. 14 (Literaturangaben); zur gleichen Fragestellung vgl. Benedikt BILGERI, 
Geschichte Vorarlbergs 1, Graz 1971, S. 40; Rudolf DEGENn, Liechtenstein zwischen Spätantike 
und Mittelalter (wie Anm. 6) S. 215. Degen schliesst die Benutzung dieses Gräberfeldes schon in 
der Mitte des 6. Jh. nicht aus. 
Gudrun SCHNEIDER-SCHNEKENBURGER, Raetia I (wie Anm. 6) S. 179ff., 188f. Frau Schneider 
datiert ein Frauengrab in Schaan in die 2. Hälfte des 7.Jh., Waffen und Garnituren aber: «alles 
Anfang und 1. Hälfte 7. Jahrhundert».; Rudolf DEGENn, Liechtenstein zwischen Spätantike und 
Mittelalter (wie Anm. 6) S. 214ff.; Benedikt BILGERI, Geschichte Vorarlbergs 1, Graz 1971, 
5. 42 Anm. 39, S. 236. Mit Berufung auf ältere Literatur nach der «Wende vom 6. zum 7. Jahr- 
hundert». Zu den neuesten Forschungsergebnissen in Balzers: Jakob BıLL, Der Runde Büchel 
in Balzers - bevor er Friedhof wurde, JoHVFL 83, 1983, S. 7{ff.; Jakob BıLL/Hansruedi ETTER. 
Das frühmittelalterliche Gräberfeld vom «Runden Büchel» in Balzers, JoHVFL 381, 1981, S 
13ff.; Jakob BıLL, Balzers «Runder Büchel», Ergrabene Geschichte, Die archäologischen Aus- 
grabungen im Fürstentum Liechtenstein 1977-1979, Vaduz 1985, S. 34 ff.
	        

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