Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Identität

Ge plätscher des Geplauders, mich immer wieder in das Liechtenstein meiner Kindheit zurückversetzt. Identitäten lassen sich nicht in Landes - gren zen festhalten. Was nicht hindern soll, konkret von den jetzigen oder kurz vergan- genen Verhältnissen zu sprechen. Was konkret liechtensteinische Iden ti - tät jetzt und heute bedeutet, habe ich zu meiner Überraschung erfahren, als ich vor einiger Zeit meine email Adresse auf dem lol.li Netz registrie - ren liess. Seither erhalte ich wöchtenlich, manchmal täglich Angebote und Anfragen vor allem aus afrikanischen Ländern, so und soviel hun- dertausend Dollar auf mein Konto überschreiben zu lassen. Warum re- det niemand davon in Liechtenstein? Diese Angebote kommen be- stimmt nicht von ungefähr und sicher nicht an mich allein; man rechnet offenbar damit, dass man in Liechtenstein Geld waschen kann und dass da Konten zur Verfügung stehen zu solchen Zwecken. Wieviele von den E-Mail-Adressaten auf der Liechtensteiner Liste gehen auf diese Ange - bote ein? Nicht mehr zum Lachen ist es, wenn man im Liechtensteiner Volks - blatt als Kommentar zu den Anschuldigungen über die liechtensteini- sche Nazi-Vergangenheit so genannte Strasseninterviews liest, die alle nur einen Ton haben, der bereits in der redaktionellen Einleitung ange- stimmt wird mit Ausdrücken wie «gewisse Kreise ...wollen immer noch nicht vergessen». Gewisse Kreise ... Die Behörden haben auf ihre Weise recht, wenn sie immer wieder be haupten die rechtsradikale Skinheadszene in Liechtenstein sei margi- nal. Sie ist es in der Tat im Vergleich zu dem was an braunem Sumpf in man chen gutbürgerlichen liechtensteinischen Stuben und liechtensteini- schen Behörden brodelt. Was braucht es da Skinheads, wenn ein Liech - ten steiner Oberschullehrer unwidersprochen in der Zeitung verkünden kann, dass das Gewaltproblem an den Schulen halt damit zusammen- hänge, dass man nicht mehr wie früher selbstverständlich in der Schule gemeinsam das Morgengebet verrichten könne – mit andern Worten, dass es da Ausländer mit anderer Religion gibt. Und was braucht es Skin heads, wenn die Liechtensteinischen Behörden aufs eiligste und de- monstrativ den Herrn Schüssel aus Österreich, kaum hatte er die Rechts - radi kalen in die Regierung gebracht, zu ehrenvollen Empfängen einla- den? Wenn die alten Liechtensteiner Nazis und Kollaborateure nicht nur nicht zur Rechenschaft gezogen wurden, sondern ehrenvoll begraben und, wie im Falle eines Hilti, in beiden Landeszeitungen als Vorbilder 87 
Nichtidentisches: Aus distanzierter Nähe
	        

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