Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Identität

Identitätssuche, der sich durch Abgrenzungsleistungen und Neuidentifi - kation vollzieht. Eine mögliche Herleitung des Begriffes Religion kommt vom lateinischen «religare», was «(sich) zurückbinden, anbin- den, festbinden» heisst. Woran bindet sich die liechtensteinische Bevöl - ke rung heute? Sind es die Banken und das Geld? Sind die Bankgebäude nicht schon fast so etwas wie Tempel? Ist unsere religiöse Identi tät eine finanzielle («Ich glaube an die Allmacht des Geldes, der Ursprung all jener Dinge, die mir ein Leben in Glück und Zufriedenheit geben, ... ich vertraue auf die Banken und die Wirtschaft, auf dass unsere Steuern niedrig bleiben...»)? Ist Kritik an unserem Finanzdienst leistungs sektor und am mangelndem Unrechtsbewusstsein4deshalb so ver pönt, weil man damit die «neue Identität» des/der Liechtensteiner/in in Frage stellt? Welche Kirche brauchen wir? Wieviel Kirche brauchen wir? Mit «Kirche» verbindet man zuerst meist die Amtskirche. Der Slogan «Kirche sind wir alle» drückt aber richtigerweise aus, dass alle Getauften Kirche sind. Diese Einsicht führte auch zu dem als positiv zu bewerten- den Faktum, dass sich viele Laien seit dem II. Vatikanischen Konzil in der katholischen Kirche engagierten. Insofern ist die Philosophie bzw. Ideologie «der kleinen, aber gesunden und getreuen Herde», die bei uns von Seiten der Amtskirche seit einiger Zeit bewusst oder unbewusst ver- treten wird, kontraproduktiv und auch alles andere als evangeliums- gemäss. Pfr. Franz Näscher zitierte zu diesem Gedanken Kardinal Döpf - ner: «Sicher dürfen wir nicht in den Fehler verfallen, um jeden Preis die zahlenmässig kleine Herde sein zu wollen, indem etwa jene aus unserer Gemeinschaft hinausgedrängt würden, die in ihrem Glauben schwan- kend sind. Wir alle gehören zur Kirche Christi, die eine Kirche der Sün - der und nicht ein elitärer Kreis von Auserwählten ist.»5Fulbert Stef fens - ky drückt es ähnlich, noch etwas pointierter aus: «Eine Menschen grup - pe, die die Exklusivrechte auf Heil und auf Erkenntnis der Wahrheit für 33 
«Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts» 4vgl. Sonderermittler Kurt Spitzer, Handelsblatt, Düsseldorf, 14. August 2000 5Franz Näscher, Eine Kirche, die atmen lässt. Ansprache anlässlich der Buch prä sen - ta tion «Das Dekanat Liechtenstein 1970-1997 – Eine Chronik des kirchlichen Le - bens» am 10. Dezember 2000 in Mauren, Kleine Schriften 33, Vaduz 2001, S. 14f.
	        

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