Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Identität

Vor allem möchte ich hier die ignatianischen Exerzitien erwähnen, das Bibel stu dium und die Bibelmeditation, Freunde und Freundinnen, ob sie der Kir che nahe stehen – z.B. Ordensmänner und -frauen – oder ihr gegen über distanziert sind. Gerade letztere haben mich auch immer wie- der her ausgefordert. Dies als ein kurzer Abriss zu meiner eigenen religiösen und kirch - lichen Identitätsbildung, wobei diese ja nicht abgeschlossen ist und hof- fentlich auch nie sein 
wird. Kirche in Liechtenstein Bis in die siebziger Jahre hinein, so denke ich, war die Einheit von ka- tholischer Kirche und Staat bei einem Grossteil der liechtensteinischen Bevölkerung selbstverständlich.1Der Jahresablauf war kirchlich und re- ligiös von den Festen und Bräuchen geprägt. Dies hatte den Vorteil, dass man wusste «was gilt», für den einzelnen bedeutete dies Orientierung und «Schutz in der Herde». Der Nachteil: Freiheit und Pluralität waren kaum möglich; wer sich nicht anschloss, gelangte schnell in eine Aus sen - seiterposition. In den darauf folgenden Jahren setzte auch bei uns der Trend zu Individualisierung und Pluralismus unter dem Schlagwort «post moderne Strömung» ein wie überall in den westlichen Staaten. Da - mit einher ging bzw. geht eine Distanzierung und Entfremdung von der Kirche. Da nützt es auch nichts, wenn wir zwar «nicht das von Gott, aber das vom Vatikan auserwählte Volk sind»2. Willigis Jäger meint zu diesem Trend in unserer westlichen Gesellschaft: «Religion, wie sie heu- te fast überall in den Institutionen vermittelt wird, scheint leider vielen Men schen den Weg in eine tiefe religiöse Entwicklung zu versperren. So be ginnt sich eine ganz neue Religiosität ausserhalb der bekannten Reli - gio nen zu entwickeln.»3 Identitätsbildung und -entwicklung ist ja nicht die Gründung und Behauptung einer Identität, sondern vielmehr ein ständiger Prozess der 32Robert 
Büchel-Thalmaier 1Auch wenn z.B. das Motiv, in die Christenlehre zu gehen, nicht diese selber war, son- dern dass man sich trifft, wie mir erzählt wurde. 2Sieglinde Gstöhl, Wir sind wer! Wer sind wir? Laute Gedanken zur liechtensteini- schen Identität, Kleine Schriften 30, Vaduz 1999, S. 24. 3Willigis Jäger, Suche nach dem Sinn des Lebens. Bewusstseinswandel auf dem Weg nach Innen. 5. Auflage, Petersberg 1999, S. 60.
	        

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