Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Identität

«Identität» schöpft sich, es wurde mehrfach angedeutet, auch we- sentlich aus der Einbettung in ein regionales Umfeld, durch zahlreiche Verbindungs-, aber auch durch Trennlinien, die ihrerseits wiederum als gemeinsame Grenzlinien verbinden. Eine isolierte Betrachtung Liech - ten steins indessen zeitigt zumeist nur unvollständige oder gar unfrucht- bare Ergebnisse. Einer «Identität», die sich nämlich nur durch Ab gren - zung definiert, fehlt zudem – früher oder später – buchstäblich die Luft zum Atmen. Ohne Not wurde beispielsweise Liechtenstein in kirch - licher Hinsicht im Jahr 1997 vom Bistum Chur, dem es seit der Christia - ni sierung stets angehört hatte, abgetrennt und zu einer eigenen Diözese mit dem Namen «Erzbistum Vaduz» erhoben. Die Anbindung an den römischen kirchlichen Zentralismus mag dadurch gestärkt worden sein. Doch es ist sehr fraglich, ob die Schaffung dieses liechtensteinischen Lilliput-Bistums ein taugliches Mittel ist, um die «nationale» kirchliche Identität zu stärken. Die Zusammenarbeit mit dem viel grösseren Bistum Chur, zu dem übrigens bis 1816 auch das südliche Vorarlberg gehört hat- te, wird vom 1997 eingesetzten Vaduzer Erzbischof nicht gewünscht. Diese Selbstisolierung macht es dem «Erzbistum Vaduz» unmöglich, sich zu einem lebendigen kirchlichen Organismus zu entwickeln, wie er vor dem durch das dem Bistum Chur zugehörende Dekanat Liechten - stein verkörpert wurde.11Das willkürlich geschaffene Erzbistum kann – getragen von finanzkräftigen Sponsoren – zwar künstlich am Leben er- halten werden – zu einer lebendigen Institution, mit der sich ein Gross - teil der Bevölkerung Liechtensteins identifizieren könnte, wird es so wohl kaum. Doch vielleicht deutet schon der Name «Erzbistum Vaduz» darauf hin, dass diese nicht historisch gewachsene, sondern auf dem Reissbrett ent worfene Diözese gar nicht kirchliche Identität für das gesamte Land ver körpern kann oder will. Kirchliche Identität wird von der gläubigen Bevölkerung indes auch weitaus stärker über die Kirchgemeinde defi- niert. Parallel dazu geschieht die Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Heimat primär zumeist über die Bindung an die Bürger- oder 27 
Geschichtliche Forschungen und Publikationen 11Eine umfassende Arbeit zur liechtensteinischen Kirchengeschichte fehlt bis heute. Einen Überblick zur Tätigkeit des Dekanates Liechtenstein bietet Klaus Bieder - mann: Das Dekanat Liechtenstein 1970 bis 1997. Eine Chronik des kirchlichen Lebens. Vaduz 2000.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.