Als problematisch erweisen sich besonders Verkleinerung und Aufsplitterung ehemals zusammenhängender naturnaher Flächen. Ver - net zungsstrukturen wurden und werden nach wie vor aufgetrennt. Lebensräume mit besonderen Bedingungen gehen verloren, z.B. Torf - moos decken mit Sonnentau und Quellfluren und Kalksinter, in denen sich nur bestimmte, sehr seltene Libellenarten entwickeln und fortpflan- zen können.4Dadurch verschwindet einerseits die Landschaftsdynamik, andererseits sterben Pflanzen- und Tierarten aus. Die Monotonisierung unserer Lebensräume hat zu einem dramatischen Rückgang von Arten mit speziellen Lebensraum- und Flächenansprüchen geführt. «Rote Lis - ten» dokumentieren das Verschwinden und die Gefährdung von Pflan - zen und Tieren.5 Auch wir Menschen sind vom Wandel der Landschaft betroffen. Die Verluste werden aber kaum wahrgenommen und lassen sich nur schwer quantifizieren. Was bedeutet schon das Aussterben einer Pflan - zen art oder eines seltenen Vogels? Am Beispiel des Blaukehlchens wur- de wissenschaftlich belegt, dass sein Lebenswert unter Berücksichtigung all seiner Funktionen eine grosse Summe betragen würde.6Dabei ist eine solche Berechnung über den Wert eines Lebens nicht sinnvoll, das Kos - ten-Nutzen-Denken für Leistungen der Natur nicht berechtigt. Hier geht es um ethische Entscheidungen und nicht um wissenschaftliches Kalkül. Im Vergleich mit trostlosen, teilweise wild überbauten Küsten land - schaften oder mit intensiv genutzten, ausgeräumten Agrarwüsten emp- finden wir unser Alpenrheintal mit der erwähnten Strukturierung und den geomorphologisch unterschiedlichen Landschaftskammern immer noch als wunderschönen Lebens-, Kultur- und Wirtschaftsraum. Viele spüren Heimatgefühle, wenn sie sich bei der Rückkehr von Berufsreisen oder nach Ferienaufenthalten in Städten, in flachen, weiten Landschaften 18Josef
Biedermann 4Broggi, Mario F. (Hrsg.): Naturmonographie Ruggeller Riet, Naturkundliche Forschung im FL. Schriftenreihe der Regierung, Band 12, 1990; Biedermann, Josef: Die Riedlandschaft Schwabbrünnen-Aescher – unser erstes liechtensteinisches Natur schutzgebiet. In: Bergheimat, Jahresschrift des Liechtensteiner Alpenvereins, 1988. 5Broggi, Mario F./Waldburger, Edith: Rote Liste der gefährdenten und seltenen Ge - fäss pflanzenarten des Fürstentums Liechtenstein. Naturkundliche Forschung im FL, Schrifenreihe der Regierung, Band 1, 1984; Willi, Georg: Rote Liste der Brutvögel des Fürstentums Liechtenstein. In: BZG Berichte Band 24, 1997. 6Vester, Frederick: Der Wert eine Vogels. München, 1983.