Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Identität

Damit wurde versucht zu illustrieren, dass sich präzisere Aussagen über die Identität einer Gemeinschaft machen lassen, wenn betrachtet wird, wie die Individuen dieser Gesellschaft sich verhalten und wie sie miteinander umgehen. Die Betonung liegt also auf dem Tun. Dieses Tun muss sinnvollerweise in Raum 
undZeit untersucht werden. Die Zeit wird natürlich relevant, sobald nicht mehr ein statisches Gebilde einer Identität beschrieben wird, sondern die Identität im Tun und im Verhal - ten erkundet wird. Schliesslich hat der Faktor Zeit für die Identität auch insofern besondere Bedeutung, als dass geschichtliche Entwicklungen berücksichtigt werden. Hierbei geht es um das Zeit-, Geschichts- und Traditionsverständnis, um die Be zie hung des Kollektivs zu seiner Ver - gan genheit. Im historischen Zu sam menhang wird auch klar, wie eine Kul tur (Identität) sich selbst von neuem schafft, je nachdem, was die Um stände sind. Das ist allgemein anerkannt. Die gemeinsame Geschichte wird im- mer wieder als wesentliches Element einer Gruppenidentität genannt. Darin lauert auch ein gedanklicher Kurzschluss:  Die Überbewertung der Geschichte (ähnlich wie der «reinen» Sprache). Die Geschichte wird nicht selten überbewertet, wenn es um Identität geht. Da wird etwa be- hauptet, wie die Gesell schaft gewachsen sei. Dieses quasi organische Wach sen aus den Wurzeln, die tief in der Vergangenheit stecken, soll un- serer Identität ein sicheres Fun dament geben. Daraus resultiert die Verehrung der Ursprünglichen und die Ver - göt terung der Herkunft. Doch das ist lediglich eine Abwandlung von Sippenhaft. Warum sollte etwas Ursprüngliches gut sein? Es gibt auch schlechte Traditionen. Und: Wie jeder Mensch, jedes Selbst weiss: Der Ursprung ist zu einem guten Stück Zufall. Noch wählen wir unsere Eltern nicht selbst aus. Zu einer kulturellen Identität gehört auch das Zufällige, nicht nur das historisch Gewachsene. Über den Autor Pio Schurti, geb. 1964, aufgewachsen in Triesen, studierte in Zürich und Austin, Texas, Vergleichende Literaturwissenschaft, Cultural Com mu ni - cations und Kulturge schichte. 1994 und 1995 war er Redaktor beim Year book of the United Nations in New York, ab 1996 arbeitete er im 147 
Wovon wir reden, wenn wir von Identität reden
	        

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