Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Identität

was wie eine Basispersönlichkeit eine Art genetische Ver an lagung einer Gesell schaft (oder Nation) feststellbar ist und dass zweitens die Identität einer Nation mit der «Teilhabe an gruppenspezifischen Charak terzügen» (Erikson) vervollständigt wird. In den Diskussionen um nationale oder kulturelle Identität kon- zentriert man sich meist auf das Ers te re, das Ur eigene, das Deutsche-an- und-für-sich, halt das, was einen speziell macht (auch wenn man heut- zutage davor zurückscheut, z.B. das «genetisch» Deutsche oder gar Ari sche zu postulieren). Zu kurz kommt meist, dass Identität etwas (sogar viel) mit Identifikation (Sich-Identi fi zie ren-können) zu tun hat. Eine Identität, die sich nicht nur auf die eine Hälfte bezieht, sondern die Identifikation mit dem Anderen (dem An der sartigen) mit einschliesst, ist ein Geben-und-Nehmen. Interaktion ist wesentlich für das Ent - stehen von Identität. Ein Verhaltensforscher (war es Konrad Lorenz?) hat mal eindrück- lich knapp festgehalten: «Ein einzelner Affe ist gar kein Affe.» Ein Schim panse lässt sich nicht als solcher bezeichnen (identifizieren), wenn man ihn der Möglichkeit beraubt, sich in einer Beziehung mit Art ge - nos sen «zu verhalten». Das Verhalten von et was, was Identität hat (eines Men schen, einer Gesellschaft ...), ist also ein Merk mal der Iden - ti tät, die es zugleich (mit) stiftet. Am Verhalten ist Iden tität einerseits ablesbar, andererseits wird Identität zu einem guten Stück erst im Ver - halten geformt. Identität ist demnach das Sich-Verhal ten in einem be- stimmten Lebensraum unter bestimmten Umständen. Zumindest auf politischer Ebene können sich Staaten auch «verhal- ten». Wie verhält sich Liechtenstein in der Staatengemeinschaft? Solida - risch? Eigennützig? Defensiv? Wie ein Made im Speck? Das wären Ver - hal tens weisen, die allenfalls auch als Identitäts- oder Kulturmerkmale gelten könnten. Dies sind im Grunde banale Feststellungen. Jeder Mensch schätzt sein Gegenüber aufgrund seines Verhaltens ein, aufgrund dessen, wie er spricht, wie er sich kleidet, wie er seine Aufgaben wahrnimmt und seine Rollen spielt. Das genügt einem meistens. Dieser Teil einer persönlichen Identität – die gesellschaftliche Identität – wird in Phänomenen wie Bekanntheit oder Berühmtheit, Status, Stellung, Prestige oder Ehre deut- lich. Häufig sind aber unsere Ansprüche höher. Es erscheint dann ober- flächlich, vom Äusseren (Verhalten) auf das innere Sein schliessen zu wollen. Gefragt wird nach dem Kern. (Gewiss haben Sie bemerkt, dass 136Pio Schurti
	        

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