Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Identität

zichten könnte. Mit dem Medienförderungsgesetz hat sich der Staat zu einer lebendigen Medienlandschaft bekannt: Wir müssen uns möglichst viele Medien leisten, der Preis, den die Steuernzahlenden zu bezahlen haben, ist allemal geringer als der Schaden, den Medien in allzu grosser Abhängigkeit anrichten. Liechtenstein, das nicht weiss, wo seine Grenzen liegen, das mal eine Samm lung von elf Dörfern am Alpenrand und dann wieder eine Finanz - me tropole ist, ist begierig auf ausländische Spiegel. Und auch immer wieder äusserst unzufrieden mit dem, was diese ausländischen Spiegel zeigen. Kaum jemand versteht uns, heisst es bei Politikern und Ver bän - den, weswegen immer wieder PR-Leute beauftragt werden, im Ausland Pressekonferenzen zu organisieren und Lobbying zu betreiben, als funk tionierten alle Zeitungen nach dem Muster der liechtensteinischen Zeitungen. Dazu werden gleichzeitig ausländische Journalisten aufs Übelste verunglimpft, wenn sie einigen Liechtensteiner Politikern oder Medienmachern nicht genehm sind. Solche Vorkommnisse schaden nicht nur dem Image des Landes, sie zeugen vor allem davon, dass in Liech tenstein der Umgang mit einer freien Presse noch nie geübt wor- den ist. Dabei müsste ausländisches Medienschaffen so stark wie möglich ein bezogen werden: Nicht wegen dem Image im Ausland – das pendelt sich immer irgendwo in der Nähe der Wirklichkeit ein –, sondern um den Liechtensteiner Medien eine neue Konkurrenz zu geben, an der sie sich reiben und messen können. Auch könnte so das Selbstverständnis der Medien verändert werden: Weg von den Zeitungen, die immer je- mandem zu Gefallen stehen müssen, hin zu Zeitungen, die sich eine eigene Identität leisten können. Das Selbstbewusstsein ausländischer Medienschaffender mag in Liechtenstein als arrogant empfunden wer- den und zuweilen auch sein, es geht aber einher mit dem Wissen und mit der Forderung, ein Medium dürfe niemals jemandes Diener 
sein. Über den Autor Joachim Batliner, geboren 1967, aufgewachsen in Eschen. Studierte Recht, Philosophie und deutsche Literatur in Fribourg und Basel (ohne Abschluss). 1997 bis 2000 Redaktor bei der Liewo, freier Mitarbeiter 13 
Die vereinnahmte Presse
	        

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