Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Identität

pro dukte aber nur noch lanciert oder durchgefüttert werden, damit sich ein Verlag die Mehrheit an Inseraten sichern kann, wird der Sinn des Me - diums verfehlt – die Arbeit für die Medienschaffenden wird erschwert, das Wettrennen ist letztlich für die Qualität der Produkte und später auch für deren Wirtschaftlichkeit ruinös. Bezahlen wirds die Leserschaft und die Medienförderungskommission. Dass Liechtensteins Medien Schwierigkeiten mit ihrer Identität ha- ben, liegt nicht allein an ihnen. Sie leiden darunter, dass sie sich mit einem Land zu beschäftigen haben, das selber immer wieder die Frage nach der eignen Identität stellen muss – mehr als es andere Länder tun müs sen oder jedenfalls tun. In dieser Umgebung, in der sehr viele Wunsch vorstellungen bestehen, was das Land sein könnte, geraten auch die Medien unter den Druck verschiedenster Erwartungen. Gleichzeitig weiss man in Liechtenstein ja eigentlich immer schon, was man von den Medien erwarten kann. Die beiden Tageszeitungen stecken in einem en- gen Korsett. Der Ruf nach einer Neuordnung der Liechtensteiner Medienlandschaft ist immer wieder zu hören. So wird gefordert, man möge aus den beiden Tages zeitungen eine einzige machen – man könnte sich das Parteien ge - zänk ersparen und sehr viel Papier, man könnte eine Konzentration der wenigen guten Kräfte erreichen. Beispiele aus der Schweiz zeigen, dass Zeitungen in Monopolsituationen an Qualität verlieren: Bedacht darauf, möglichst niemanden zu bevorzugen, versinken sie oft im Einerlei und wagen es nicht mehr, Akzente zu setzen. Medien sind Gesprächspartner, sie führen das Gespräch mit der Leserschaft, aber auch untereinander, nur in einem solchen Gespräch kann alles zu Wort zu kommen. So schlecht die Qualität der liechtensteinischen Medien auch ist – solange es mehrere sind, können sie sich wenigstens noch über einander beklagen. Liechtenstein muss sich immer wieder sagen, es wolle ein Staat sein. Gegen das Prekäre seiner Kleinheit wird Liechtenstein immer anzu - kämpfen haben. In der Medienlandschaft bedarf es derselben Anstren - gun gen: Wir brauchen ein lebendige Medienlandschaft, in der um politi- sche Positionen gerungen wird, obwohl wir nicht einmal genügend gute Leute haben, um wenigstens zwei Tageszeitungen und ein Radio von an- sprechender Qualität zu erhalten. Wir brauchen unabhängige Medien und haben doch keinen Inseratemarkt, der genügend einbringen würde, sodass man aufs Geld von besonders nahestehenden Organisationen ver- 12Joachim Batliner
	        

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