Volltext: Flexible Integration für Kleinstaaten?

erreichende Endziel bindet jeden einzelnen –, nur die Durchfüh - rung ist zeitlich auseinandergezogen.121 Dieser Vorschlag schuf Befürchtungen, dass Europa dauerhaft gespalten werden könnte in eine Zweiklassengesellschaft mit einem reichen, ein- flussreichen Kern und einer armen, machtlosen Peripherie. Erst der Maas trichter Vertrag fünfzehn Jahre später ermöglichte eine Wirt - schafts- und Währungsunion (WWU) mit mehreren Geschwindigkeiten, wobei allerdings nicht nur integrationsunfähige, sondern auch integrati- onsunwillige Mitgliedstaaten auf das langsamere Gleis verwiesen wur- den (vgl. Kap. 3.2). Beim verwandten Entwurf einer «abgestuften Inte - gra tion» teilen die Mitgliedstaaten zwar die allgemeinen Integrations - ziele, in einzelnen Fällen ergreift aber nur eine Gruppe tatsächlich Vor - keh rungen zu deren Verwirklichung, während anderen unbefristete (aber nicht dauerhafte) Ausnahmen gewährt werden.122Zudem sollen durch nationale und gemeinschaftliche Massnahmen die sozialökonomi- schen Strukturunterschiede, die eine volle Teilnahme erschweren, ver- ringert werden. Der häufig verwendete Begriff eines «Europas der variablen Geo - metrie» hat seinen Ursprung in Frankreich in den späten 1970er Jahren. Um die Stagnation des Integrationsprozesses zu überwinden, sollte in neuen Bereichen eine «Gemeinschaftsaktion mit variabler Teilnahme» möglich sein.123Diese Kooperation sollte gegebenenfalls auch Nicht- Mitglieder einschliessen, beispielsweise auf dem Gebiet der technologi- schen Zusammenarbeit. Variable Geometrie wurde vorwiegend als eine Differenzierung vorübergehender Natur verstanden, auch wenn «rien ne dure que le provisoire».124Der Ausstieg aus einer engeren Zusammen ar - beit kann entweder 
ex antevon Anfang an erfolgen 
(opt-out)oder ex post nachdem ein Mitgliedstaat sich bereits auf ein Ziel verpflichtet hat, sich aber vorbehält später zu entscheiden, ob oder wann er beitritt 
(opt-in). Während bei variabler Geometrie der Kreis der teilnehmenden Mit - glied staaten je nach Bereich variieren kann, umfasst ein «Kerneuropa» im Prinzip in allen Politikfeldern die gleichen Mitgliedstaaten. Ver schie - 56Flexible 
Integration 121Tindemans, 1976, 22. Für eine Diskussion des Berichts siehe Scharrer 1977, 143–165. 122Grabitz 1984. 123Vgl. Frankreich 1980, 211–212. 124Vgl. Maillet/Velo 1994.
	        

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