Volltext: Flexible Integration für Kleinstaaten?

zielt, und einer Erhöhung der Mitbestimmung durch eine Strategie der Bindung.99Die Trennungsstrategie kann beispielsweise auf eine Locke - rung der Interdependenz oder faktischen Integration durch Ab schot - tung, Sonderlösungen oder Nischenpolitiken zielen. Die Selbstbestim - mung soll durch Schutz von operationeller Souveränität und/oder Autonomie gestärkt werden. Demgegenüber will die Bindungsstrategie die Interdependenz durch Betonung des Völkerrechts, Partizipation in internationalen Regimen, Handelsliberalisierung, Spezialisierung etc. festigen. Die Mitbestimmung soll ausgebaut werden durch eine Stei ge - rung der Einflussmöglichkeiten. Das heutige Europa ist gekennzeichnet durch ein komplexes System überlappender Autoritäten auf überstaat - licher, zwischenstaatlicher, staatlicher und regionaler Ebene. Zwar ist die Trennungsstrategie abstrakt betrachtet geeignet, den Grad der 
Unabhängigkeitinsbesondere im Sinne der Souveränität zu fördern; im heutigen Zustand faktischer Integration (...) bedeu- tet aber insbesondere das Festhalten an politischer Trennung ein zu- nehmendes Mass an Fremdbestimmung. Bindung bietet demge- genüber – sowohl im Rahmen der europäischen Integration als auch Internationaler Organisationen mit weltweiter Bedeutung – eine deutliche Zunahme an 
Mitbestimmung.100 Von Kleinstaaten wird allgemein vermutet, dass sie eher eine supranatio- nale Kooperationslösung befürworten, wenn sie ihre Handlungs mög - lichkeiten als stark beschränkt und/oder ihre Abhängigkeit als gross be- urteilen.101Diese integrationsfreundliche Haltung trifft nicht pauschal auf alle europäischen Kleinstaaten zu. Geo-historische, innenpolitische oder auch ökonomische Gründe können Länder wie die EFTA-Staaten von supranationaler Integration fernhalten.102Nicht jede Regierung rea- giert gleich auf die Herausforderungen von Europäisierung und Glo ba - li sierung. Der Autonomieverlust und der Nutzen supranationalen Regie rens variieren, denn jedes Land weist verschiedene Wirtschafts- 46Analytischer 
Rahmen 99Riklin 1975, 26–27. Vogel (1979, 44–46) unterscheidet zwischen neutralistischen und integrationistischen Strategien. 100Kälin/Riklin 1992, 185. 101Zibrandt von Dosenrode-Lynge 1993, 28, 62–63, 427–428. 102Vgl. Gstöhl 2002.
	        

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