Volltext: Flexible Integration für Kleinstaaten?

Verflechtung, welche wiederum externe Abhängigkeit zur Folge hat und somit die Gefahr der Fremdbestimmung. Je asymmetrischer diese (Inter)dependenz, desto leichter kann Druck von aussen ansetzen, um eine Verhaltensänderung zu erzwingen, also Fremdbestimmung auszu - üben. Diese Problematik gilt umso mehr in einem stark institutionali- sierten, interdependenten Raum wie Europa, der gekennzeichnet ist durch eine Vielfalt ineinander übergreifender, internationaler Regime. Trotz dem müssen solche Strukturen der Aussenbeziehungen nicht zwangsläufig Machtlosigkeit zur Folge haben, denn der Kleinstaat hat verschiedenste Strategien (d.h. Wahlmöglichkeiten) zur Verfügung, um die einzelnen Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge abzuschwächen.97Es gibt Strategien zur Vermeidung hoher externer Verflechtung (z.B. Systemschliessung durch Selbstgenügsamkeit und eine geringe Beteiligung an der Weltpolitik), Strategien zur Vermeidung hoher Abhängigkeit durch eine selektive Aussenpolitik, welche Ressourcen spart und das Ansehen stärkt (z.B. durch Mitgliedschaft in internationa- len Organisationen) oder durch eine gewisse Produktspezialisierung und Diversifikation der Handelspartner, sowie Strategien zur Vermeidung von Fremdbestimmung wie Neutralität oder Integration. Diese Studie fokussiert auf die letztgenannte Kategorie.98 Jeder Staat hat grundsätzlich die «Qual der Wahl» zwischen dem Versuch einer Erhöhung seiner Selbstbestimmung durch eine Strategie der Trennung, die auf eine Verringerung der externen Abhängigkeit ab- 45 
Untersuchungsansatz 97Vgl. Vogel 1979, 47, 115–172; Frei 1977; Zibrandt von Dosenrode-Lynge 1993, 67–123. Cooper unterscheidet fünf verschiedene Strategien als Antwort auf die Aus - höh lung nationaler Autonomie: (1) eine passive Haltung, welche den Autono mie ver - lust akzeptiert; (2) eine exploitative Strategie, welche die wachsende Interdependenz ausnutzt (z.B. Steueroasen); (3) eine defensive Haltung, die auf eine Reduzierung der Interdependenz abzielt (z.B. Restriktionen auf Handel oder Immigration); (4) eine aggressive Strategie der extraterritorialen Ausweitung der nationalen Kontrolle mo- biler Faktoren durch grosse Staaten wie die USA; und (5) der konstruktive Versuch von Regierungen, eine gemeinsame Politik zu gestalten, beispielsweise durch Inte - gra tion. Cooper 1972, 168–171. 98Strategien, die sich gegen die Gefahr der Fremdbestimmung richten, werden eher ausgewählt, da die Kosten-Nutzen-Rechnung bei Strategien zur Verminderung ex- terner Verflechtung oder Abhängigkeit oft negativ ausfällt. Neben den genannten aussenpolitischen gibt es auch innenpolitische Strategien, welche ein Kleinstaat zur Sicher stellung seiner Leistungsfähigkeit trotz Ressourcenknappheit bzw. zur Ver - mei dung von Fremdbestimmung benutzen kann (z.B. Konkordanzdemokratie, Miliz system, Föderalismus, Korporatismus). Sie sind jedoch nicht Gegenstand die- ser Studie. Vgl. Vogel 1979, 42–44.
	        

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