Volltext: Flexible Integration für Kleinstaaten?

stellen die Handlungsfähigkeit, und somit die Selbstbestimmung, selbst der grossen Nationalstaaten in Frage.94Die Bedeutung dieser Prozesse variiert nach Politikbereichen und Ländern und ist besonders ausgeprägt in den westlichen Industriestaaten (der sog. «OECD-Welt»). Der Klein - staat befindet sich dabei im allgemeinen in einem stärkeren Dilemma als ein grosses Land, denn er ist aufgrund seiner Abhängigkeit und seines Unvermögens, das internationale System nachhaltig zu beeinflussen, in besonderem Ausmass von externen Veränderungen betroffen. Der Klein staat ist darauf angewiesen, mit anderen Staaten zusammenzuarbei- ten, um gewisse Leistungen erbringen zu können. Diese externe Arbeitsteilung hat jedoch eine erhöhte (Inter)dependenz und damit eine erhöhte Gefahr der Fremdbestimmung zur Folge, da sie die Autonomie staatlicher Entscheidungen in Frage stellt. Der Kleinstaat verfügt zudem über weniger Machtmittel, um sich gegen Bedrängnis von aussen zur Wehr zu setzen. Des weiteren dürfte bei einem kleinen Staatswesen die Schwelle des zu verteidigenden Bereichs der Selbstbestimmung schneller erreicht werden, einerseits zum Schutz der eigenen Identität, anderer- seits zur Bewahrung jener Rechtsetzungskompetenz, welche besondere Rahmenbedingungen oder Standortvorteile ermöglicht. Andererseits kommt für Kleinstaaten die Teilnahme an einem multilateralen Ab - kommen 
de factoeiner Anerkennung seiner Souveränität gleich. Dieser souveränitätspolitische Nutzen ist allerdings nicht bei jedem Abkom - men derselbe. Zusätzlich kann ein Kleinstaat eine bessere Streuung sei- ner Abhängigkeit anstreben, um beispielsweise seine Dependenz von ei- nem grösseren Nachbarstaat zu verringern.95 Während Selbst- und Mitbestimmung sich auf die rechtlichen und politischen Aspekte der Integration konzentrieren, wird die Frage der (Inter)dependenz hauptsächlich durch wirtschaftliche Indikatoren er fasst, beispielsweise durch den Handel mit einem Regime (vgl. Kap. 6.1.1). Im 43 
Untersuchungsansatz 94 Zu dieser Debatte vgl. Beisheim/Walter 1997, 167–169; Grande/Risse 2000, 239– 245. Nach Reinicke/Witte (1999, 344–346) stellt steigende Interdependenz die ex - terneHandlungsfähigkeit von Staaten, also ihre Stellung im internationalen Sys tem in Frage, während Globalisierung ihre interneHandlungsfähigkeit herausfordert, in- dem sie die Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft bzw. Markt zugunsten von privaten Akteuren verändert. 95Riklin (1975, 25–26) spricht vom Beziehungsraum, welcher durch eine Konzen tra - tions- oder Streuungsstrategie die Abhängigkeiten bzw. Einflüsse auf ganz wenige oder viele politische Einheiten verteilt.
	        

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