Volltext: Flexible Integration für Kleinstaaten?

halb stützt sich ihre politische Willensbildung stärker auf die Gleichheit der Staaten als auf die Gleichheit der Unionsbürger. Selbst in Föde ral - staaten sind die kleinen politischen Einheiten in den zweiten Kammern überrepräsentiert wie die Beispiele der USA, der Schweiz und Deutsch - lands zeigen. Zudem sind die Interessenkoalitionen im Ministerrat er- wiesenermassen von den politikfeldspezifischen Präferenzen und nicht von der Staatengrösse abhängig.52Andere Trennlinien, beispielsweise zwi schen integrationsfreundlichen und eher skeptischen Staaten oder zwischen reichen und ärmeren Ländern, sind wichtiger. Baillie ist der Ansicht, dass die Stellung eines Kleinstaats in der Europäischen Union von seinem historischen Kontext (z.B. Zeitpunkt des Beitritts, Beziehung zu Nachbarstaaten), von institutionellen Fakto - ren auf EU-Ebene und auf nationaler Ebene und von seinem Verhand - lungs geschick abhängt.53Es ist in der Tat anzunehmen, dass Luxemburg und Belgien 1950 vor allem dank ihrer bedeutenden Stahlproduktion Einfluss in der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) erhielten.54Die vollwertige EGKS-Mitgliedschaft kam insbesondere Lu - xem burg ein paar Jahre später zu Gute als es um die Frage ging, ob das kleine Land in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft eigenständig oder durch Belgien (bzw. die belgo-luxemburgische Wirtschaftsunion) repräsentiert sein soll. Luxemburg zählt heute zu den Musterbeispielen für eine gelungene und erfolgreiche EU-Integration. Diese Tatsache hat das Land vor allem der sehr früh gewonnenen Erkenntnis zu verdanken, dass die Übertragung von Souveränitätsrechten an eine supranationale Institution gerade für ein kleines Land nicht den Verlust, sondern vielmehr die Absiche rung dieser Souveränitätsrechte bedeutet.55 Abschliessend lässt sich festhalten, dass alle Staaten heute ähnlichen wirt schaftlichen Herausforderungen gegenüber stehen und dass politi- sche Mitspracherechte in multilateralen Foren zunehmend wichtiger werden. Eine Strategie der multilateralen statt bilateralen Integration 26Analytischer 
Rahmen 52Hayes-Renshaw/Wallace 1997, 295. 53Baillie 1998, 195. 54Ibid., 196–197; Wallace 1999, 14. 55Kirt 1997, 21.
	        

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