MARIANNE HEEB
A ; eine Tage sind eigentlich sehr stark gere-
4 U 3 gelt. Das kommt durch die Mehrfach-
10 f belastung, die mein Leben ausmacht. Ich
E Ö FE} bin Mutter, Hausfrau, Berufsfrau und Ge-
& A£ meinderätin. Da muss ich einteilen, sonst
* funktioniert es nicht. An einem norma-
len Tag stehe ich um halb sechs Uhr auf, dusche mich, mache den Zmorga für mich
und Roland und gehe dann so um Viertel vor sieben hinab auf die Post. Dort trage
ich dann die Eingeschriebenen für die Briefträger ein. So um Viertel nach acht
gehe ich wieder in die Wohnung, mache den Haushalt und bereite das Mittages-
sen vor. Im Moment ist wieder die ganze Familie am Mittag zusammen bei mir am
Mittagstisch. Wenn die Jutta wegen der Arbeit wieder nach Zürich geht, sind wir
dann noch zu viert, der Roland und ich und unsere Kinder, der Ekki und die Elke.
Der Ekki arbeitet auf der Landesbank und die Elke auf der Post. Die Elke wohnt
nicht mehr bei uns, der Ekki schon. Von zwei bis etwa halb sieben arbeite ich dann
wieder auf der Post, je nachdem, wie viel Arbeit es gibt. Für den Znacht schaut
dann jeder selbst. Vielleicht mache ich noch ein wenig im Haushalt weiter oder
schaue Fernseh, lese, oder habe eine Sitzung für die Gemeinde. Ich war 11 Jahre
lang auf der Post in Schaan. Ich bin eine Schaanerin, eine Kaiser, aber ohne Reich.
Dort auf der Post habe ich auch den Roland kennen gelernt. Seit 26 Jahren sind
wir jetzt auf der Post in Triesen. Ich denke, dass wir noch zwei Jahre bleiben und
dann in den Ruhestand gehen. Dann werden wir privatisieren. Ich habe keine
Angst vor dieser Zeit und auch keine Mühe, daran zu denken, was dann ist. Wir
müssen dann aus der Wohnung über der Post ausziehen. Auf alle Fälle aber blei-
ben wir in Triesen. Ich habe hier meinen Freundeskreis.
Ich bin im Gemeinderat von Triesen, für die VU. Zweimal wurde ich mit dem
höchsten Resultat in den Gemeinderat gewählt. Wenn man mich fragt, wieso das
so ist, so kann ich es mir nur so erklären, dass mich im Dorf eben alle kennen von
der Post her. Ich habe viele Jahre den Express gemacht, da kommt man auch in die
Häuser hinein. Das hat so manchen Schwatz ergeben, weil ich gerne mit den Leu-
ten rede, und so kenne ich halt fast alle im Dorf. Zur Politik bin ich dadurch ge-
kommen, dass ich, als das Frauenstimmrecht eingeführt wurde, mit Roland an
eine Ortsgruppenversammlung gegangen bin. Da hat man mich dann für den
Ortsgruppenvorstand und schliesslich für den Gemeinderat gefragt. Da habe ich
Ja gesagt. Die Arbeit hat mich dann immer mehr interessiert. Ich habe Erfahrun-
gen gemacht, die ein Aussenstehender einfach nicht sehen kann. Ich weiss jetzt,
was läuft in der Gemeinde, was die Leute von der Gemeinde verlangen. Ich konn-
te mir vorher gar nicht vorstellen, was da alles läuft. Das ist nicht einfach ein
Haushalt, das ist sehr komplex. Und trotzdem macht mir diese Arbeit Freude, ob-
wohl ich manchmal vielleicht zu wenig Zeit habe, um alles zu machen. Unser Dorf
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