ALBERT KINDLE, KAMINFEGER
Iso, wenn ich nicht den Generaldirektoren-
posten bei der Landesbank angeboten bekom-
me, dann bleibe ich Kaminfeger. Seit 32 Jahren
bin ich jetzt Kaminfeger. Ich habe 1967 die
Lehre gemacht und bin seit 1972 selbständig.
1 ık Ich habe zwei Angestellte und bin zuständig
für die Gemeinden Triesen und Vaduz. Selten einmal habe ich einen Lehrling, es
braucht einfach nicht so viele Kaminfeger. Ich komme mit vielen Leuten in Kon-
takt, weil alle einen Kaminfeger brauchen. Früher hat man den Beruf des Kamin-
fegers ja ein wenig belächelt. Das ist heute anders. Das hat sicher damit zu tun,
dass sich das Arbeitsfeld des Kaminfegers geändert hat. Wir putzen nicht einfach
Kamine. Da kommt viel Neues dazu, der Umweltschutz vor allem und eine sehr
bewusste Energiebewirtschaftung. So sind auch neue technische Geräte in unse-
ren Beruf gekommen, die es vorher nicht gab. Das sind Computer, mit denen die
Abgase und alle Schadstoffe jeder Heizung gemessen werden. Da gibt es Grenz-
werte, die eingehalten und von uns kontrolliert werden müssen. Per Brandschutz-
gesetz müssen die Kamine jedes Jahr einmal gereinigt werden. In Triesen stellt die
Gemeinde die Rechnungen aus. In Vaduz versende ich die Rechnungen selbst di-
rekt an die Kunden. Das ist ein gehöriger Büroaufwand, den ich da erledigen
muss. Ich bin Kaminfeger in der dritten Generation, das heisst, dass auch mein
Vater und mein Grossvater Kaminfeger waren. Das ist auch bei der Feuerwehr so.
Ich bin schon in der dritten Generation Feuerwehrkommandant. Da bin ich schon
stolz drauf.
Sagen tut man mir im Dorf eigentlich nur «dr Kemmi». Da weiss man dann,
wer gemeint ist. Wegen meinem Beruf halt. Ich stehe um halb sechs auf, gehe in
meine Budi in der Spörry und bereite die Arbeit vor. Um viertel nach sieben geht
es dann los. Feierabend habe ich dann um halb fünf. Die Arbeit beschliesse ich mit
einer Dusche. Die Arbeit ist Ja bei weitem nicht mehr so schmutzig wie früher.
Wenn man einmal eine grosse Holzfeuerung putzen muss, dann wird man schon
schmutzig, aber bei Gas- und Ölheizungen ist das nicht so bös. Was heute einfach
dazu kommt, ist die Gesundheitsgefährdung. Die ist allerdings nicht so gross,
wenn man sich schützt. Die SUVA und der Verband schlagen Wegwerfmasken vor,
um die Atemwege zu schützen. Ich war jedenfalls deswegen noch nie beim Dok-
tor. Ich habe auch keine Angst vor Krankheiten.
Seit 32 Jahren bin ich bei der Feuerwehr. Ich bin jeden Tag einmal im
Feuerwehrdepot, so durchschnittlich eine Stunde lang. Das ist schon mehr als ein
Hobby, das ist schon fast ein Beruf, oder wenigstens ein Halbtagsberuf, vom Auf-
wand her. Seit zwölf Jahren bin ich Kommandant und seit sieben Jahren auch
noch im Landesfeuerwehrverband, im Moment als Kassier und stellvertretender
Präsident. An der Feuerwehr gefällt mir die gute Kameradschaft. Das ist nicht
Sn
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