ANDREA BURGMEIER, STUDENTIN
ch habe in den letzen Jahren ziemlich gesucht und glau-
be, jetzt gefunden zu haben, was ich brauche, wie mein
Weg laufen soll. Ich habe das Gymnasium gemacht und
gleichzeitig Leistungssport betrieben. Als Schwimmerin
hatte ich fünfmal in der Woche Training. Dazu kamen
noch die Wettkämpfe. So bin ich vor der Matura in eine
ziemliche Krise geraten, die ich aber überstand und die Matura trotzdem
abschloss. Ich bin heute sehr froh, dass ich die Matura habe, weil man sie einfach
für fast alles braucht und auch brauchen kann. Momentan bin ich gerade als Prak-
tikantin im Lukashaus in Grabs tätig. Das mache ich vier Monate lang. Ich weiss
heute, was ich will. Ich lasse mich zur Primarlehrerin ausbilden mit dem späteren
Ziel, vielleicht einmal Heilpädagogin zu werden. Es hat ein wenig gedauert, bis
ich zu dieser Entscheidung gefunden habe. Aber das war mein Weg; das Suchen
war nötig, um den richtigen Weg zu finden. Ich war für sechs Wochen als Prakti-
<antin in Zentralindien, in der Entwicklungshilfe einer Privatorganisation. Dort
nabe ich in der Pflege und Spitalbegleitung mitgeholfen. Das war hart, ich habe
mit Menschen gearbeitet, die im indischen Kastensystem als Adiwasi bezeichnet
werden - das heisst, sie werden wie Dreck behandelt. Es ist unglaublich, wenn
man so etwas mitansieht, miterlebt. Das hat bei mir einen nachhaltigen Eindruck
hinterlassen, das prägt. Dann war ich neun Wochen in Spanien, in Malaga auf
ainer Schule, um Spanisch zu lernen. Dann war ich in Nizza, um mein Französisch
zu vertiefen und habe schliesslich ein Studium der Psychologie begonnen, wel-
ches ich allerdings nach drei Monaten wieder beendet habe. Ich habe gemerkt,
dass das nicht mein Weg ist. Ich will nicht mit 400 anderen Leuten in einem Vor-
lesungssaal sitzen, wo ich mich als Person nicht entfalten kann. Ich will eine
praxisorientierte Ausbildung, und das habe ich nun gefunden. Ich mache jetzt
zwei Jahre den Lehramtskurs und ein Jahr Praktikum, welches sich zusammensetzt
aus einem Sozialpraktikum, das ich eben im Lukashaus mache, einem dreimonati-
gen Französischpraktikum, das ich schon gemacht habe und einem dreimonati-
gen Wirtschaftspraktikum, das ich zu Hause im Restaurant Schäfle machen konn-
te. Heilpädagogik ist ein gutes Ziel.
Wichtig in meinem Leben ist für mich, glücklich und zufrieden zu sein. Ich
will nicht werden, sondern sein. Nicht nachher ist wichtig, jetzt ist das Leben.
Nicht in der Zukunft, sondern heute muss ich leben. Geld interessiert mich nicht.
Es ist wichtig, man braucht es zum Leben, aber man kann auch mit wenig glück-
Jich sein. Es ist gut, mit wenig auszukommen. Ich kann mich über Kleinigkeiten
freuen, über Dinge, die das Zwischenmenschliche, die Nähe ausmachen. Wichtig
ist mir auch meine Familie. Ich bin in einem Restaurant aufgewachsen. Das ist
atwas besonderes. Man hört da so manche Vorurteile, aber ich bin nicht zu kurz
gekommen. Unsere Eltern waren immer beide für uns da, wenn wir frei hatten.
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