OSEF FROMMELT, MUSIKER
denen ich zum Teil schon seit Jahren arbeite. Ich möchte nur zwei Dinge nennen,
die mir wirklich am Herzen liegen. Auf der einen Seite ist das der Komponist Maxi-
milian Kindle und die Volksmusikforschung. Kindle wurde 1949 in Maribor/Slo-
‚venien vom Tito-Regime ins Gefängnis gesteckt und vermutlich umgebracht, weil
ar der Kollaboration mit den Deutschen beschuldigt wurde. Als Tito 1946 das
Land zurückeroberte, befand sich Kindle plötzlich in Feindesland, weil er aus
Deutschland —- ehemals Liechtenstein - stammend eingewandert war. Sein Vater
'‚ebte in Norddeutschland und betrieb dort einen Verlag, als jüngster Sohn stu-
dierte er Musik, ging aus Deutschland fort, kam nach Triest und Rijeka. Man tut
'hm nicht unrecht, wenn man ihn als SS-Protege bezeichnet. Übrigens gab er auch
das eine oder andere Konzert in Liechtenstein. Zusammen mit meinem Sohn Ste-
fan habe ich in einer abenteuerlichen Reise, noch unter Tito, seinen Nachlass aus
Yugoslawien herausgeschmuggelt und nach Liechtenstein gebracht. Hier wartet
noch ein schöner Brocken Arbeit auf mich.
Die Volksmusikforschung ist ein altes Steckenpferd von mir. Mittlerweile
habe ich 250 Tänze aus Liechtenstein gesammelt, davon habe ich 80 rekonstruiert
und spielbar gemacht. Nach dem Krieg hat es ja richtige Entrümpelungsaktionen
gegeben, da ist vieles weggeschmissen worden. Ich habe aber von Florian Kindle
Tänze aus dem Jahr 1862 gefunden, die ich neu arrangierte, ausserdem fand ich
von der «Neuhüslermosig» aus Triesenberg etwa aus den Jahren 1850 eine
KJarinettenstimme und so konnte ich über Vergleiche mit der Musik aus der
Schweiz, Österreich und Süddeutschland die Musik rekonstruieren. Um die Jahr-
hundertwende gab es noch Leute, die die damaligen Kapellen in Triesenberg und
Triesen miterlebt haben. Aus deren Aussagen , die von Dr. Albert Schädler glückli-
cherweise aufgezeichnet wurden, kann ich Rückschlüsse auf die Instrumentie-
"ung machen und so ergibt das eine das andere. Alleine diese beiden Projekte
würden ein Buch füllen, aber...
Bei alldem ist mir das am liebsten, womit ich angefangen habe, das Musizie-
ren, das Musik machen. Das habe ich ein Leben lang getan, als Lehrer, Dirigent
oder einfach auch als Klarinettist, als fröhlicher Mensch.
Ich habe im In- und Ausland in professionellen Ensembles gespielt und viele
<onzert als Solist, Orchestermusiker oder Kammermusikpartner gegeben. Trotz-
dem hat es mir immer Spass gemacht, in der Harmoniemusik Triesen und in der
3auernkapelle mitzuspielen. I