Volltext: Triesen, ein Tag

JOSEF FROMMELT, MUSIKER 
Bundespräsidenten Scheel und dem berühmten schweizer Komponisten Rolf Lie- 
bermann fünf Jahre lang zusammenarbeiten. Vor allem aus dieser Zeit, aber auch 
aus der Zeit als ich Präsident der Europäischen Musikschul-Union war, habe ich 
viele gute Kontakte knüpfen können, die mir in meinem Beruf das ganze Leben 
lang weiter geholfen hatten. Wenn ich etwas wollte, wozu man auf dem europäi- 
schen Parkett Unterstützung in der Politik brauchte, habe ich immer gewusst, an 
wen ich mich wenden muss. Das hat die Arbeit vielfach erleichtert, auch zu Gun- 
sten Liechtensteins. Ich denke hierbei an die Meisterkurse, die von meinen künst- 
lerischen und politischen Kontakten sehr viel Hilfe erfahren haben. So habe ich 
noch heute Kontakte in viele Länder, kann, wenn ich im Ausland bin, auch immer 
wieder auf Kollegen zurückgreifen, bei denen ich sein kann, die mir helfen. Das 
beruht auf Gegenseitigkeit. Aber nicht nur die grosse Bühne der europäischen 
Politik war für mich wichtig. Kulturarbeit ist nicht von der Grösse abhängig. Da- 
her habe ich auch immer wieder in der Kulturkommission der Gemeinde Triesen 
mitgearbeitet. Ich finde es wichtig, dass die Kultur auch auf dieser Ebene geför- 
dert wird. Auch hier geht es darum der Kulturpflege, die ja eine Humanpflege ist, 
einen Platz zu geben, einen wichtigen Platz. Da ist es dann eben nicht mehr wich- 
tig, ob dies nun in Triesen, Strassburg, Brüssel oder irgendwo auf der Welt pas- 
siert. 
Ein besonderes Anliegen war mir stets die Missionshilfe für meinen Bruder 
Stefan. Zusammen mit einigen Freunden habe wir diese Einrichtung vor 40 Jahren 
gegründet, um Bruder Stefan und seine Arbeit in Afrika zu unterstützen. Seither 
habe ich die Missionshilfe betreut. 
Für Triesen ist das wichtig. Triesen hat eine alte und beständige Kultur. Aller- 
dings haben es die jüngsten Generationen verpasst, dies auch richtig zu erkennen 
und damit richtig umzugehen. Ich denke, dass Triesen in den vergangenen Jahr- 
zehnten völlig zu unrecht ein wenig unter einem Minderwertigkeitskomplex ge- 
litten hat. Das scheint sich jetzt wieder auszugleichen. Aber Triesen litt während 
Jahrzehnten an einem Akademikerloch. Wenn aus anderen Gemeinden immer 
wieder Leute zu Akademikern wurden, war das in Triesen in den Jahrgängen 1930 
bis 1960 zuwenig der Fall. Dies führte dazu, dass schon in den oberen Klassen des 
Gymnasiums zeitweise mehr Plankner in einer Klasse sassen als Triesner. Das zeigt 
natürlich auch Auswirkungen auf die Gemeinde selbst, auf das Selbstverständnis 
in der Gemeinde und das Selbstwertgefühl der Gemeinde und deren Bewohner. 
Vielleicht kommt daher auch der momentane Mangel an Gespür für die Kultur. 
Daher kommt auch ein Image, das sehr wenig bietet auf der geistigen Seite. Für 
meinen Geschmack investiert unsere Gemeinde zu wenig in die ideellen Güter, in 
die geistige Arbeit. Darauf muss in Zukunft mehr Wert gelegt werden. 
Jetzt werde ich dann pensioniert. Die Leitung der Musikschule geht in ande- 
re Hände über und ich bekomme Zeit, meine Projekte weiter zu verfolgen, an
	        

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