OSWALD BARBIER, LEHRER
ie Zeit vergeht schnell: Meine ersten Versuche
als Lehrer unternahm ich an der Oberschule in
Vaduz. Jetzt bin ich schon über 16 Jahre im
Schuldienst. Wo sind diese Jahre geblieben?
Die Zeit geht schnell vorbei. Morgens stehe ich
recht früh auf, mache Kaffee und gebe unse-
ren drei Katzen, die mich schon erwarten, ihr Fressen. Mal korrigiere ich noch
was, mache noch ein Arbeitsblatt für die Schule und warte meistens, bis der
Pöstler die Zeitung bringt. Langsam wird es Zeit, zur Schule zu gehen. Jacke anzie-
1en, Tasche unter den Arm und weg. Meistens spaziere ich dem Kanal entlang.
Schön, wenn man höchstens fünf, sechs Minuten zu laufen hat, während andere
Kollegen eine halbe Stunde oder mehr zur Arbeit fahren müssen. Ich geniesse die
Frische Luft. Sie vertreibt die letzten Anzeichen von Müdigkeit. In der Schule gehe
ich zuerst ins Klassenzimmer, richte das für den Tag notwendige Material her,
kopiere noch dieses oder jenes. Dann setze ich mich gemütlich ins Lehrerzimmer
und trinke noch einen Kaffee. Der Gong reisst mich aus meiner Lethargie. Ab ins
Klassenzimmer, die Schule beginnt. Was ich so unterrichte, werde ich oft gefragt.
An den Oberschulen wird nach dem Klassenlehrerprinzip unterrichtet. Der Klas-
senlehrer hat die meisten Lektionen in der eigenen Klasse. In meinem Fall sind das
Deutsch, Mathematik, Geschichte, Staatskunde, Geografie, Medien-, Lebens- und
Berufskunde, Technisch Zeichnen, Französisch und Informatik. Neben Deutsch
und Mathematik ist die Berufskunde sehr wichtig. Die Jugendlichen lernen erken:
nen, in welchen Bereichen sie stark sind, Talente haben, ihre Schwächen liegen.
Schnupperlehren ermöglichen ihnen erste Einblicke in Betriebe und Firmen.
nformatik nimmt einen immer grösseren Stellenwert an den Schulen ein. In
naher Zukunft werden, neben dem Informatikraum, alle Schulzimmer mit vier bis
fünf PCs ausgerüstet und vernetzt sein. Ich freue mich darauf. Es ist nicht immer
leicht, mit den Kindern bzw. Teenagern umzugehen. Die meisten sind sehr liebe
Mädchen und Burschen, die mit der Pubertät eine schwierige Phase durchma-
chen. Beim einen ist es stärker, beim anderen schwächer spürbar. Oft braucht es
Nerven wie Drahtseile. Man weiss nie so recht, was der Tag an Überraschungen
bringt. Eine spannende, schöne Seite meines Berufes.
Sinerseits gefällt mir mein Beruf nach wie vor sehr gut, andererseits kann
ich mir nicht vorstellen, bis zu meiner Pensionierung als Lehrer zu arbeiten. Es ist
spannend, mit jungen Menschen zu arbeiten, ihnen etwas beizubringen. Gele-
gentlich ergibt sich der Kontakt mit ehemaligen Schülerinnen und Schülern. Die
meisten erinnern sich sehr gerne und beinahe wehmütig an ihre Schulzeit zurück:
«Ir Schual hemmr’s scho no schö gha, viil Feri, abr jätz,...»
Von meinen früheren Liebhabereien sind nicht mehr viele übrig geblieben.
ich unternehme gelegentlich noch kleine Radtouren mit der Familie, wandere