Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Politisches System Liechtensteins zen, die zur Zeit der Parteigründungen und in der Anfangsphase der Parteien in den 20er Jahren in Ansätzen feststellbar waren, weiter erhal­ ten, sondern zu einer Konvergenz der Positionen geführt? Und weshalb hatten zusätzliche Parteien immer einen schweren Stand - obwohl der linke und rechte Rand des Parteienspektrums nicht besetzt waren? Es gibt eine Reihe von Argumenten, die plausibel machen, weshalb sich das Parteienspektrum in Liechtenstein so entwickelt hat. Dabei können gesellschaftlich-historische Aspekte ebenso wie institutionelle Aspekte erwähnt werden, die gleichzeitig miteinander in Wechselbezie­ hung stehen. Es soll dabei nicht der Versuch unternommen werden, eine Gewichtung der einzelnen Faktoren vorzunehmen, da sich der Einfluss der einzelnen Faktoren nicht quantifizieren lässt. Rückständigkeit der Gesellschaft in der Griindungszeit Zur Zeit der ersten Parteigründungen 1918 war Liechtenstein noch ein armes, rückständiges Agrarland. Die erste, zaghafte Industrialisierung hatte erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingesetzt. Die In­ dustriearbeiterschaft, die in anderen Ländern einen wesentlichen Impuls für politische Bewegungen und die programmatische Orientierung von Parteien - namentlich der sozialdemokratischen und sozialistischen - geliefert hatten, war in Liechtenstein kaum vorhanden.219 Die Gesell- 2" Ein Vergleich der Beschäftigten nach Wirtschaftssektoren in Liechtenstein und der Schweiz ergibt folgendes Bild: Jahr Sektor 1 Sektor 2 Sektor 3 FL CH FL CH FL CH 1930 38.8 % 21.3 % 39.6 % 43.3 % 21.6 % 35.5 % 1960 12.7 % 11.1 % 57.4 % 48.4 % 29.9 % 40.3 % 1990 2.0 % 4.6 % 38.3 % 28.2 % 59.7 % 67.2 % Quelle: Für 1930 und 1960 Volkszählungsergebnisse (Amt für Volkswirtschaft, Stat. Jahrbuch 1997: 93; Ritzmann, Historische Statistik der Schweiz 1996: 397). Für 1996 Wohnbevölkerungsstatistik (Amt für Volkswirtschaft 1997: 100; Ritzmann 1996: 152). Schätzungsweise die Hälfte der liechtensteinischen Industriearbeiterschaft war 1930 im Baugewerbe beschäftigt (CH: rund ein Sechstel)! Die Berufspendler (Grenzgänger) sind in dieser Statistik nicht enthalten. In den 20er Jahren arbeitete ein Grossteil der liechtensteinischen Arbeiter (vor allem im Bausektor) im Ausland. In der Statistik sind die Pendler erstmals für das Jahr 1941 erfasst. Damals arbeiteten 723 Liechtensteiner im Ausland (= 14,8 % aller Erwerbstätigen): Die Zahl der Zupendler war verschwindend gering. 1996 arbeiteten 1081 Erwerbstätige im Ausland (= 6,9 % aller Erwerbstätigen). Umgekehrt aber arbeiteten 8231 Grenzgänger in Liechtenstein. Sie machten 36,9 % aller in Liechtenstein Beschäftigten aus. Schätzungen über die Zahl der Liechtensteiner, 96
	        

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