Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Parteien und Parteiensystem Überparteiliche Liste Die Uberparteiliche Liste Liechtenstein (ÜLL) formierte sich auf Landesebene 1989 im Hinblick auf die Landtagswahlen. Sie trat mit un­ vollständigen Listen in beiden Wahlkreisen an und erreichte 3,17 Pro­ zent der Wählerstimmen landesweit. Sie lag somit weit hinter der FL, die jedoch ebenso wie die ÜLL kein Mandat erringen konnte. Die ÜLL kandidierte seit ihrer einzigen Wahlteilnahme 1989 nicht mehr bei Land­ tagswahlen. Sie konnte lediglich auf Gemeindeebene vorübergehend Fuss fassen, verzichtete dann aber 1999 bei den Gemeinderatswahlen auf weitere Kandidaturen.209 2.3.4 Das Parteiensystem In den demokratisch organisierten Staaten existieren unterschiedliche Parteien in unterschiedlicher Zahl und mit unterschiedlichen Kräftever­ hältnissen. In Liechtenstein existiert nach der Parteienklassifizierung von 
Ware210 ein krasses Übergewicht von christdemokratischen Parteien (VU, FBPL), die in hartem Wettbewerb zueinander stehen und denen nur die FL als Partei mit einem anderen Profil gegenübersteht. Für die beiden Parteien VU und FBPL eignet sich auch das Etikett der Volks­ partei, obwohl dieser Begriff in der Politikwissenschaft umstritten ist.211 Im internationalen Vergleich zeichnet sich das liechtensteinische Par­ teiensystem durch eine geringe Zahl an Parteien sowie eine geringe ideo- 209 Das Zentrum der ÜLL lag in Vaduz, wo sie als Überparteiliche Liste Vaduz erfolgreich bei den Gemeinderatswahlen 1991 kandidierte und auf Anhieb 2 Mandate erobern konnte. Vier Jahre später erwuchs ihr in Vaduz Konkurrenz von Seiten der FL, sodass sie lediglich ein Mandat halten konnte. Auch in Triesenberg kandidierte die ÜLL erfol­ greich und konnte in der Person von Hans-Walter Schädler während zwei Mandats­ perioden (1991-1999) einen Gemeinderat stellen. 210 Ware 1996: 21 ff. 2,1 So wehrt sich etwa Mintzel (1984; 1993: 69) gegen diesen Begriff, da die Grossparteien nicht das gesamte politische Spektrum abdecken. In der Darstellung von Wildenmann geht der Begriff Volkspartei «auf konservative, nationalistische und liberale Parteien zurück. Sie wollten durch die Namensgebung ihren Gegensatz zu «linken Klassen­ parteien» betonen. Der Name war in den meisten Fällen auch Programm: Eine Volks­ partei sollte oder will für alle sozialen Schichten wählbar sein.» Wildenmann 1989: 26. In Deutschland hat vor allem Kirchheimer (1965) mit dem Begriff Volkspartei operiert. Für Waschkuhn sind die VU und die FBPL «von ihrer Ausrichtung her ... Volks- und Gemeinwohlparteien, tragen aber auch Charakteristika und Züge einer Amts- patronagepartei.» Waschkuhn 1994a: 264. 93
	        

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