Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Politisches System Liechtensteins Dieser Wahl war die Auseinandersetzung um die Einführung der AHV in Liechtenstein vorausgegangen.201 Nach einem hitzigen Abstim­ mungskampf wurde am 14. Dezember 1952 die AHV in einem knappen Volksentscheid angenommen.202 Beide Parteien hatten sich für die Ein­ führung der AHV ausgesprochen und mit ihren Zeitungen dafür gewor­ ben. Widerstand gegen die AHV kam vor allem aus bäuerlichen Kreisen und aus Teilen des Gewerbes.203 Oswald Bühler, Ortsvorsteher von Mauren und ein Politiker mit grossem Einfluss im ganzen Unterland, setzte sich besonders vehement gegen die AHV ein und erreichte, dass im Unterland die AHV mehrheitlich abgelehnt wurde. Nach den Land­ tagswahlen vom Februar 1953 beanspruchte die VU die Mehrheit und den Vorsitz im Verwaltungsrat der AHV mit der Begründung, dass die FBP bereits die Mehrheit in zwei anderen staatlichen Institutionen innehabe, nämlich der Landesbank und den Liechtensteinischen Kraftwerken.204 Da es in dieser Frage zu keiner Einigung im Landtag kam, musste der Landesfürst den handlungsunfähigen Landtag auflösen. Bei den vorgezogenen Neuwahlen vom 14. Juni 1953 kandidierte die UEK bereits nicht mehr. Die VU konnte deutlich Stimmen dazugewin- nen und setzte sich in der Folge bei der Besetzung des Verwaltungsrates der AHV durch. Der Stimmeneinbruch der VU durch die Kandidatur der UEK weist darauf hin, dass die UEK vor allem ehemalige Wähler­ innen der VU angezogen hatte. Diese Annahme ist auch deswegen plau­ sibel, weil die Volkspartei als Vorläuferpartei der VU im Arbeitermilieu gut verankert gewesen war und eine Liste des Arbeiterverbandes da­ durch die VU besonders hart treffen musste. Arbeiter- und Bauernpartei des Liechtensteiner Unterlandes Als kleines Kuriosum ist die Wählergruppe «Arbeiter- und Bauernpartei des Liechtensteiner Unterlandes» anzusehen, die wegen Nichtbeachtung der Wahlvorschriften nicht zur Wahl vom 1. September 1957 zugelassen wurde und die damit bereits ihr Ende gefunden hatte.205 201 Über die Geschichte des Liechtensteinischen Sozialversicherungsrechts vgl. Hoch 1991. 202 1574 Ja (53,5 %) und 1366 Nein bei einer Stimmbeteiligung von 90,2 %. 203 Gewerbesekretär Dr. Alfons Goop war ebenso ein entschiedener Gegen der AHV wie der Maurer Vorsteher Oswald Bühler, der grosse Teil des Unterlandes gegen die AHV mobilisierte (Hoch 1991: 104ff.). 2W Oswald Bühler, der sich gegen die AHV ausgesprochen hatte, hatte in beiden Landes­ instituten Einsitz. 205 Batliner 1981: 140 Fussn. 276. 90
	        

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