Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Parteien und Parteiensystem die führende Partei im Unterland war). Das Majorzwahlsystem brachte eine einseitige Mandatsverteilung mit sich. Die Volkspartei errang bei den Wahlen 1922 bis 1926 alle Mandate im Oberland, die Bürgerpartei fast ausnahmslos die Mandate im Unterland. Innenpolitische Auseinandersetzungen 1928 bis 1945 1928 geriet die «Spar- und Leihkasse»181 in Schwierigkeiten, weil man­ gelhafte oder nicht gedeckte Kreditpositionen und spekulative Wechsel­ geschäfte grosse Verluste verursachten. Die verantwortlichen Personen wurden zur Rechenschaft gezogen. Auch Wilhelm Beck als Präsident des Verwaltungsrates trug Verantwortung in dieser Angelegenheit. Diese sogenannte «Sparkassaaffäre»182 wurde daher politisch der Volkspartei angelastet. Die dadurch ausgelösten Neuwahlen bescherten der Volks- partei eine herbe Niederlage. Sie verlor 5 ihrer 9 Mandate im Oberland und konnte im Unterland wie gehabt kein Mandat gewinnen. Dies war der Beginn einer 42jährigen Regierungsdauer der FBP, die bis 1970 dauerte. Josef Hoop war der erste FBP-Regierungschef in die­ ser Zeitperiode. Er leitete die Geschicke des Landes in der innen- und aussenpolitisch schweren Zeit der 30er Jahre, der Zeit des Zweiten Welt­ kriegs und der drohenden Anschlussgefahr an das nationalsozialistische Deutschland.1831930 legten die verbliebenen 4 Abgeordneten der VP ihr Mandat nieder, weil die VP die Auffassung vertrat, dass vier Jahre nach den letzten ordentlichen Wahlen von 1926 Neuwahlen fällig seien. Die FBP vertrat den Standpunkt, dass nach den vorgezogenen Neuwahlen von 1928 erst vier Jahre später wieder Wahlen fällig seien. Bei den Nach­ wahlen für die 4 Abgeordneten kandidierte nur die Bürgerpartei und war nunmehr alleinige Partei im Landtag. In der Folge wurde der Wahl­ modus geändert und es fanden 1932 wieder Landtags wählen statt. Aber die Volkspartei hatte sich von ihrem Rückschlag noch nicht erholt. Sie litt weiter unter der Dominanz der FBP. Anfang der 30er Jahre begann sich erstmals eine namhafte politische Opposition neben den beiden bereits etablierten Parteien zu formieren. 181 Die «Spar- und Leihkasse» war die Vorläuferin der heutigen Liechtensteinischen Lan­ desbank AG. 182 Vgl. Wille 1981: 69f.; Brunhart/Quaderer 1996: 115. 183 Vgl. Geiger 1990b; Geiger 1997. 79
	        

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