Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Parteien und Parteiensystem ren. Die ökologische Stossrichtung war die auffälligste und wurde auch in den Medien am stärksten hervorgehoben, aber auch andere soziale, pazifistische oder emanzipatorische Themen begleiteten diese neuen Parteien. Wahrscheinlich könnte die Konfliktlinie besser mit dem Ge­ gensatzpaar «materiell-postmateriell» beschrieben werden, das sich auf die Werthaltungen bezieht. In Westeuropa haben sich mehrheitlich Parteien herausgebildet, die auf einem Links-Rechts-Schema eingeordnet werden können. Basierend auf den gesellschaftlichen Konfliktlinien haben sich somit Blöcke her­ ausgebildet, die sich - so die Feststellung von 
Raschke - weitgehend die Waage halten. «Global lässt sich die These vom ungefähren Gleichge­ wicht zwischen bürgerlichen und Linksparteien aufstellen. In keinem westeuropäischen Land gibt es ein eindeutiges, dauerhaftes Übergewicht eines der beiden Blöcke.»164 Insgesamt ist ein hohes Mass an Kontinuität festzustellen, wobei jedoch die einzelnen Parteien konjunkturellen Schwankungen unterworfen sind, die teilweise auch begleitet werden von Parteineugründungen an den linken und rechten Rändern des Par­ teienspektrums.165 Allerdings weist 
Raschke darauf hin, dass Parteineu­ gründungen in den europäischen Parteiensystemen zunehmend seltener die Form sind, in der sich gesellschaftliche Konflikte und Wandel Aus­ druck verschaffen: «Wichtiger wurde der Zielwandel der bestehenden Parteien und - damit zusammenhängend - der Wandel der zwischen den Parteien umstrittenen Themen.»166 Gibt es auch in Liechtenstein ein solches Gleichgewicht zwischen zwei ideologisch gegensätzlichen Blöcken? Und trifft auch die Feststel­ lung zu, dass der innere Parteienwandel den Stellenwert von Parteineu­ gründungen übersteigt? Zur Beantwortung dieser Fragen und auch der später folgenden Fragen nach der Klassifizierung der liechtensteinischen Parteien und der Klassifizierung des liechtensteinischen Parteiensystems Raschke 1978: 17. 165 Raschke erwähnt die faschistischen, rechtspopulistischen und linkssozialistischen Parteien (Raschke 1978: 18). Aus heutiger Sicht wären auch die ökologischen Parteien zu erwähnen. 166 Raschke 1978: 19. Raschke weist auf den Linksrutsch christlich-demokratischer Par­ teien unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, gefolgt von einer Rechtswende Anfang der 50er Jahre, aber auch den Anpassungswandel der sozialdemokratischen Parteien sowie die Öffnung der reformkommunistischen Parteien hin. Eine grosse Ausnahme stellt Italien dar, wo sich in den 80er/90er Jahren grosse Umwälzungen im Parteien­ spektrum ereignet haben. 73
	        

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