Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Zusammenfassung der Ergebnisse und Ausblick Gegensätze in der Wählerbasis der beiden grossen Volksparteien plausi­ bel vermutet werden. Seitdem haben sich die Konturen weitgehend ver­ mischt, sodass allenfalls bei neuen Parteien, die sich jenseits der politi­ schen Mitte oder des Volksparteiprofils positionierten, soziostrukturelle Besonderheiten der Wählerbasis anzunehmen sind. Die erste deutliche Positionierung ausserhalb der politischen Mitte, die über den Charakter einer Protesthaltung oder einer Enttäuschung über die Vorherrschaft der beiden Volksparteicn VU und FBPL hinaus­ geht, ist durch die FL vorgenommen worden. Doch auch in diesem Fall wirken weniger die soziologischen Cleavages, die in der soziostruktu- rellen Wahltheoric betont werden, sondern viel eher ideologische Unter­ scheidungsmerkmale, die mit der Herausbildung einer neuen Mittel­ schicht, der kognitiven Mobilisierung, dem Nachlassen traditioneller sozialer Bindungen und Parteiidentifikationen und der Zunahme antiau­ toritärer, individualistischer Züge einhergehen. Sozialpsychologische Wahltheorie Die in der sozialpsychologischcn Wahltheorie hervorgehobene Bedeu­ tung der Parteiidentifikation für den Wahlentscheid bestätigt sich in Liechtenstein dagegen deutlich. Zwischen der Parteiidentifikation und dem Wahlentscheid herrscht weitgehende Ubereinstimmung. Die Partei­ identifikation ergibt sich bei den beiden Volksparteicn aus der Familien­ tradition, insbesondere der politischen Traditionshnie der Väter. Die Übereinstimmung innerhalb der Familie ist dabei überraschenderweise bei den besser Gebildeten und bei den Jüngeren höher als bei den weni­ ger Gebildeten und den Alteren. Weniger überraschend ist dagegen, dass die politische Familientradition auf die männlichen Nachkommen einen grösseren Einfluss ausübt als auf die weiblichen Nachkommen. Neben der sehr ausgeprägten politischen Uniformität innerhalb der Kernfami- hen lässt sich auch eine stark übereinstimmende Parteiidentifikation innerhalb der Verwandtschaften nachweisen. Dies trifft für die FL als neuere Partei nicht zu. Bei den beiden Volksparteicn zeigt es sich aber, dass ein Grossteil der Verwandtschaft die gleiche Partei wählt. Die kurzfristigen Einflüsse auf den Wahlentscheid, die im sozialpsy­ chologischen Wahlmodell eine ergänzende und allenfalls korrigierende Rolle für den Wahlentscheid spielen - Kandidatenorientierung, Einstel­ lung zu Sachfragen -, üben in Liechtenstein keinen starken Einfluss aus. 362
	        

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