Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Volatilität: Wie stabil ist das Wahlverhalten? Eine zweite Feststellung in der erwähnten Untersuchung lässt sich dagegen bereits mit dem vorliegenden Datenmaterial überprüfen. 
Barnes stellt nämlich auch fest, dass Wechsel zwischen Grossparteien eher sel­ ten sind und überproportional zu kleineren Parteien gewechselt wird.531 Diese Feststellung lässt sich auf der einen Seite damit erklären, dass der Wechsel von einer Gross- zu einer Kleinpartei einem Wechsel innerhalb eines ideologischen Lagers - eventuell sogar innerhalb einer Koalitions­ regierung - entspricht, während der Wechsel zwischen zwei Grosspar­ teien in vielen Ländern einem Lagerwechsel gleichzusetzen wäre. Ande­ rerseits können aber zwischen zwei Grossparteien auch negative Identifikationen vorherrschen, die einen Wechsel besonders schwer ma­ chen.532 In Liechtenstein war bei den Landtagswahlen 1997 ein Wechsel zwischen den beiden Grossparteien ein Wechsel innerhalb eines Lagers und sogar innerhalb einer Koalitionsregierung. Ein Wechsel zur FL war dagegen mit einem ideologischen Lagerwechsel verbunden. Der Wechsel zwischen den Grossparteien sollte dadurch theoretisch wahrscheinlicher werden. Trotzdem zeigt es sich, dass der Wechsel zwischen den beiden Volks­ parteien und der FL überdurchschnittlich gross war. Obwohl die FL nur rund ein Viertel der Stärke der beiden anderen Parteien aufweist, steht sie bei der Fluktuation der Wählerinnen - in absoluten Zahlen - mit den beiden anderen Parteien auf einer Stufe. In der Nachwahlbefragung wechselten insgesamt 24 Wählerinnen zwischen FBPL und FL, 23 zwi­ schen VU und FBPL und 17 zwischen VU und FL. Dies erweckt den Eindruck, dass die FL eine Funktion als Drehscheibe der Wählerinnen­ bewegungen eingenommen hat. Ohne zusätzliche Datenerhebungen bleibt aber offen, ob dies für die FL mittelfristig einen Nettozufluss bringt, ob die gewonnen Stimmen wieder an die Herkunftspartei zu­ rückwandern oder ob die FL als Zwischenplattform auf dem Weg von einer Volkspartei zur anderen genutzt wird. Alle drei Möglichkeiten sind plausibel. Der überproportionale Einbezug der FL in die Volatilitätsbewegun­ gen verweist aber nicht nur auf die Bedeutung kleinerer Parteien für die Dynamik der Wählerinnen, wie dies von 
Barnes festgestellt wurde. Wir »' Barnes 1990: 256 ff. 537 Bames 1990: 259 ff. hebt die Bedeutung negativer Identifikationen in allen beobachte­ ten Systemen hervor. 333
	        

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