Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Empirische Analysen Antwort. Es gibt Argumente, die eine Zunahme, und Argumente, die einen Rückgang persönlichkeitsbetonter Wahlen unterstützen. Man kann behaupten, dass die Wahlen heute stärker auf einzelne her­ ausragende Personen zugeschnitten sind als früher. Das zeigt sich bei­ spielsweise daran, dass noch in den 60er Jahren im Wahlkampf starke Polemiken gegenüber der gegnerischen Partei lanciert wurden, dass aber in den beiden Parteizeitungen überhaupt keine Zuspitzung auf einzelne Personen vorgenommen wurde. In den Wahlkämpfen der 50er und 60er Jahre hat man grösste Schwierigkeiten, die Regierungschef-Kandidaten oder Kandidaten für das Amt des Landtagspräsidenten der damaligen Minderheitspartei VU überhaupt auszumachen. Bei der FBPL war es insofern einfacher, als sie jeweils mit einem amtierenden Regierungschef in den Wahlkampf ging. Aber auch der Regierungschef wurde nicht in den Vordergrund gestellt. «Rote» und «Schwarze» waren sozusagen wie «Hund und Katze» und die politische Auseinandersetzung ging nicht so stark um Personen. Wichtigstes Ziel im Wahlkampf war die wiederholte Einschwörung und Mobilisierung der eigenen Parteianhängerschaft im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen. Dabei spielten auch Program­ me keine grosse Rolle. Im Unterschied zu den damaligen Verhältnissen kann man feststellen, dass der Wahlkampf heute durch Instrumentalisie­ rung der Parteizeitungen, mittels Nominationsversammlungen, Gross­ anlässen, Plakatwänden, Wahlprogrammen, einer Abfolge von Post­ wurfsendungen usw. viel intensiver betrieben wird. Da die mediale Ver­ mittlung an Bedeutung gewonnen hat, muss das persönliche Element durch prominente Platzierung von Regierungskandidatinnen kompen­ siert werden. Man kann aber auch die gegenteilige Meinung vertreten, dass die Fra­ ge der Persönlichkeit früher eine grössere Rolle spielte als heute. Die bei­ den wichtigsten Personen vor den Wahlen waren noch in den 50er und 60er Jahren der Regierungschef-Kandidat und der Anwärter für das Amt des Landtagspräsidenten. Auf diese beiden Persönlichkeiten wurde spe­ ziell geachtet. Die Niederlagen der VU in den 50er und 60er Jahren kön­ nen - neben den Altlasten aus den 20er und 30er Jahren - auch darauf zurückgeführt werden, dass sie den Persönlichkeiten der FBP keine ver­ gleichbaren Kandidaten entgegensetzen konnten. Auch die schnelle Abfolge von Regierungswechseln in den 70er Jahren kann man mit der Rolle von Persönlichkeiten in Verbindung bringen. Der in der Öffent­ lichkeit etwas distanziert wirkende FBP-Regierungschef Gerard Batliner 288
	        

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