Empirische Analysen werden, Mandate und politische Verantwortung übernehmen und daher aktive Vertreterinnen ihrer Partei werden. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass weniger Gebildete auch weniger stark in das politische System und damit in das Parteiensystem eingebunden sind und dadurch auch mehr Spielraum bei ihren Wahlentscheidungen haben. Ein Parteiwechsel von Individuen und Familien, die eine klare Orientierung auf eine Partei aufweisen, ist weniger leicht zu vollziehen als von Personen oder Familien, die in einer gewissen Distanz zum Parteiensystem stehen. 5.3.3 Internationaler Vergleich In der wissenschaftlichen Analyse der Tradition des Wahlverhaltens wird nicht nur nach der Konstanz, sondern auch nach Brüchen im Wahlverhalten gefragt. Die Wandelhypothese geht dabei davon aus, dass das Wechselwählen zunimmt, da sich die traditionellen, politisch homo genen sozialen Milieus tendenziell auflösen.454 Famiiiale Kontinuität und Wandel im Wahlverhalten wurden in Deutschland mit folgender Frage erhoben: «Angenommen, Ihre Familienangehörigen wüssten, welcher Partei Sie bei der letzten Wahl Ihre Stimme gegeben haben, würde Ihre Familie Ihre Wahlentscheidung eher befürworten oder eher ablehnen?» Diese Frage wurde auch für den Freundes- und Bekanntenkreis, die Arbeitskollegen und Nachbarn gestellt. Tatsächlich wurde eine Zunahme der neutralen Reaktionen aus dem Umfeld der Familienmitglieder festgestellt, und zwar von 30 Prozent im Jahr 1973 auf 39 Prozent im Jahr 1991. Der Anteil der positiven Reaktio nen ist im gleichen Umfang von 59 Prozent auf 48 Prozent zurückgegan gen.455 Was bedeutet dies? Man kann dies einerseits als generelle Locke rung der familiären Bindungen interpretieren. Wenn sich Familienmitglie der weniger regelmässig als früher begegnen, sinkt auch die Wahrschein lichkeit, dass über die Wahlabsichten diskutiert oder gestritten wird. 454 Für die Bundesrepublik Deutschland stehen in dieser Hinsicht das katholische Bürger tum und die gewerkschaftliche Arbeitnehmerschaft im Zentrum des Interesses. Als Vergleichsdaten stehen dabei Untersuchungen aus den Jahren 1973 und 1991 zur Ver fügung. Vgl. Zelle 1994: 81 ff. 455 Erhebungen der Konrad Adenauer Stiftung. Je weiter das Beziehungsnetzwerk ge spannt ist (Freundes- und Bekanntenkreis, Arbeitskollegen, Nachbarn), desto grösser wird der Anteil neutraler und desto kleiner der Anteil zustimmender Reaktionen. Vgl. Zelle 1994: 81 ff. 234