Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Einleitung statt.»13 In diesen knappen Angaben über das Wahlverhalten und die Wahlmotive in Liechtenstein fliesst mehr oder weniger Allgemeinwissen ein, das jedoch bisher empirisch nie exakt überprüft worden ist. Einige Annahmen sind zumindest anzuzweifeln. Allgäuer wendet sich in seiner Dissertation ebenfalls nur ganz neben­ bei der Frage der Wahlmotive zu. In seiner Arbeit gewichtet er vor allem die indirekte Wahl der Regierung als Wahlmotiv sehr stark. «Im Zen­ trum der Wahl stehen häufig die Regierungschef-Kandidaten, welche die Parteien über ihre Fraktionen im Falle eines Wahlsieges dem Fürsten zur Ernennung vorschlagen wollen. In schwächerem Ausmass sind die Wah­ len als inhaltliche Bestimmung von Politik> zu verstehen, d.h. Partei- und Wahlprogramme haben hinter traditionellem Wahlverhalten und hinter den Personalentscheidungen geringeren Anteil an der Wahlmoti­ vation.»14 Diese Aussage ist sowohl hinsichtlich ihrer historischen wie auch ihrer aktuellen Gültigkeit zu überprüfen. Denn einerseits ist zu un­ tersuchen, ob die Regierungschef-Kandidaten tatsächlich diesen hohen Stellenwert haben, den ihnen 
Allgäuer attestiert, und andererseits ist zu überprüfen, ob dies nur für die aktuelle Situation - sagen wir der 90er Jahre - oder für alle Wahlen zutrifft. Eine Ausnahme stellen dabei ohne­ hin die kleineren Parteien dar, die bisher an Landtagswahlen ohne Vor­ schläge für die Regierung teilgenommen haben. Für 
Allgäuer sind die Landtagswahlen faktisch auch zu Wahlen des Regierungschefs und - in geringerem Ausmass - der Regierungsmitglie­ der geworden. Das Vorschlagsrecht für die Regierung ist seiner Ein­ schätzung nach vom Landtag an die Parteien übergegangen, die «aus ihrem parteipolitischen Blickwinkel» entscheiden, «ob ein Minister dem Wahlerfolg der Partei zuträglich oder abträglich ist. Je nachdem wird er für die bei den Landtagswahlen zu propagierende Regierung aufgestellt oder fallengelassen.»15 Geht es also, wie 
Waschkuhn überspitzt formu­ liert, tatsächlich nur noch um die indirekte Wahl des Regierungschefs, während «die Kandidatenliste der zu wählenden Abgeordneten ... eher sekundär»16 ist? 13 Waschkuhn 1994: 321 f. H Allgäuer 1989: 65. 15 Allgäuer 1989: 83. 16 Waschkuhn 1994: 307. 18
	        

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