Wahltheorien und Hypothesen Abb. 5: Zusammenhang zwischen Gruppenmerkmalen und politischem Verhalten im soziostrukturellen Ansatz ten Egos sollen zu exakteren Ergebnissen führen als soziodemografische Angaben.328 Der soziostrukturelle Ansatz wurde in den 60er Jahren durch das Cleavage-Konzept von
Lipset/Rokkan weiterentwickelt,329 das nach Meinung von
Klingemann u.a. eine «empirisch fruchtbare Makrotheorie zur Analyse von politisch-sozialen Zusammenhängen» darstellt.330 Im Cleavage-Konzept wird eine interessenbedingte Strukturierung der Gesellschaft entlang verschiedener Konfliktlinien (cleavages) festgestellt, die eine analoge Zuordnung zu politischen Parteien determiniert, welche sich vor dem Hintergrund dieser Hauptspannungslinien organisieren (Abb. 6).
Lipset/Rokkan unterscheiden für die westeuropäischen Demokratien vier Cleavages: den religiösen Gegensatz bzw. das Verhältnis zwischen Staat und Kirche, den wirtschaftlichen Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit im Gefolge der Industrialisierung, den Stadt-Land-Gegensatz bzw. den Gegensatz zwischen der Agrar- und Industriegesellschaft und den ethnischen, sprachgemeinschaftlichen Gegensatz bzw. den Gegensatz Zentrum-Peripherie im Zuge der Herausbildung des zentralistischen Nationalstaates. 328 Vgl. ausführlich bei Schloeth 1998: 19 ff. 329 Lipset/Rokkan 1967a; 1967b. 330 Klingemann u.a. 1993a: 51. 140