Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Bestehende Wahltheorien teilweise erklären zu können. Die drei wichtigsten Theorien, die auch die moderne Wahlforschung prägen, haben alle ihren Ursprung in den Vereinigten Staaten. Es handelt sich um den soziostrukturellen Ansatz, den sozialpsychologischen Ansatz und den ökonomischen Ansatz. In der empirischen Datenanalyse werden wir immer wieder mit diesen Theorieansätzen und deren teilweiser Uberschneidung konfrontiert sein. Deshalb ist es sinnvoll, deren Charakteristik und typische Opera­ tionalisierungen vorzustellen. Da diese drei Haupttheorien in der Lite­ ratur immer wieder beschrieben werden, können wir uns hier kurz hal­ ten und uns auf die wesentlichen Merkmale der drei Theorierichtungen und deren Facetten beschränken.326 3.1.1 Soziostruktureller Ansatz Die soziostrukturelle Richtung der 
Columbia School, namentlich von Lazarsfeld geprägt, sieht das individuelle Wahlverhalten sozialstruktu­ rell determiniert.327 Die Wählerschaft entwickelt aufgrund von Gruppenzugehörigkeit und sozioökonomischem Status Einstellungen zu Parteien und Sachfragen (Abb. 5). In Wahlumfragen werden vor allem soziodemografische Merkmale der Wählerinnen festgehalten (Alter, Bildung, Beruf, Konfession usw.), um Zusammenhänge zwischen Gruppenmerkmalen oder sozioökonomischem Status und dem Wahl­ verhalten nachweisen zu können. Als besonders wirksame Indikatoren erwiesen sich dabei - bezogen auf die Verhältnisse in den Vereinigten Staaten - die Siedlungsart, der Lebensstandard und die Konfession, die Lazarsfeld im Index der politischen Prädisposition zusammenfasste. Eine mikrosoziologische Verfeinerung des soziostrukturellen Ansat­ zes gelingt mit Netzwerkanalysen, die die Grösse, Dichte, Homogenität, Stärke usw. von Beziehungen untersuchen, in der Regel aus der Sicht der Individuen (Egos). Die Informationen über die Netzwerke aller befrag- 326 Vgl. ausführlich bei Schloeth 1998: 1-118; Hardmeier 1995; Schnitze 1991. 327 Lazarsfeld u.a. 1944. In der Bundesrepublik Deutschland wird dieser Ansatz von Pappi (1977; 1990) vertreten, der in der Schicht- und Klassenzugehörigkeit und in der Konfes­ sionszugehörigkeit bzw. Religiosität die Haupttrennlinien sieht. Allerdings räumt Pappi mit dem Aufkommen der sogenannten neuen Mittelschichten ein, dass «die tra­ ditionelle Konfliktstruktur allmählich durch einen Generationswechsel abgeschwächt wird.» Pappi 1990: 26. 139
	        

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