Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Medien und Wahlbeeinflussung Diese Monopolisierung der Medien durch die beiden Grossparteien ist umso bedenklicher, je grösser die Bedeutung der Medien im politi­ schen Prozess wird. Auf der anderen Seite kann man aber auch verschie­ dene Vorteile sehen, die die Kontrolle der Parteien über die Medien in Liechtenstein mit sich bringt. Dadurch, dass die Unabhängigkeit der Medien nicht gegeben ist, stehen die Politiker und Parteien weniger stark unter dem Zwang, ihr Verhalten, ihr Aussehen, ihr Vokabular und vor allem auch ihre politisch-inhaltliche Arbeit an den Gesetzmässigkeiten unabhängiger Medien auszurichten. Dies gibt ihnen mehr Freiraum für eine sachliche und problemorientierte Politiktätigkeit.309 Es ist aber auch umstritten, ob in einem konkordanzdemokratischen System die Aus­ weitung der Medienmacht und eine Entwicklung zu einem investigati- ven Enthüllungs- und Recherchierjournalismus ein Gewinn darstellen. Für 
Armingeon ist eine distanzierte Beziehung von Medien und Politik dort, wo politische Lager klar abgegrenzt sind und Entscheidungen durch Mehrheiten und nicht durch Verhandlungen getroffen werden, ein Gewinn. «Ganz anders würde es jedoch in einem politischen System aussehen, in dem Entscheidungen durch das Bilden von (informellen) Koalitionen vorbereitet und durch einvernehmliche Verhandlungen gefällt werden. Ein Mediensystem, das an den Funktionsimperativen der Wettbewerbsdemokratie orientiert ist, würde in solchen Konkordanz­ demokratien den demokratischen Entscheidungsprozess wahrscheinlich eher blockieren als befördern und weniger informativ sein als ein kri­ tisch-kooperativer Journalismus.»310 309 Das Gegenbeispiel sind die Vereinigten Staaten, wo die Medien zu einem politischen Faktor geworden sind, der die Politiker zu vielfachen Handlungen zwingt. Dies be­ ginnt bei der Kandidatenkür, die ein Medienereignis ist und von den Kandidaten auch Medientauglichkeit verlangt. Die Politikvermittlung kann sich ebenfalls nicht auf die offizielle Bekanntgabe von Entscheidungen beschränken, sondern verlangt nach Stra­ tegien, wie die Medien für die eigenen Interessen eingesetzt werden können. Dabei werden beispielsweise im TV-Bereich häufig die kritischen Nachrichtensendungen gemieden und stattdessen der lockere und weniger kritische Rahmen von Talk-Shows vorgezogen, um Inhalte zu vermitteln oder Image-Vorteile zu schaffen. Eine enorm wichtige Rolle nehmen dabei auch die Ehefrauen von Politikern ein. In der Wahl­ kampfberichterstattung von 15 Zeitungen und Magazinen in den USA in der Zeit von Juli bis November 1992 kamen beispielsweise die Namen der Ehefrauen rund dreimal so häufig vor wie die Namen der Präsidentschaftskandidaten! Donsbach 1995: 21. 310 Armingeon 1995: 14. 129
	        

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