Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Medien und Wahlbeeinflussung Amerikanisierung von Wahlkämpfen? Unabhängig davon, welche Akteure den grössten Einfluss auf die Me­ dien ausüben, muss man heute attestieren, dass die Medien eine Schlüs­ selrolle in der Politikvermittlung spielen. Dies bezieht sich auch auf die Wahlkampfzeit. Häufig wird dabei von einer «Amerikanisierung» von Wahlkämpfen gesprochen, die sich tendenziell auch in Europa durchzu­ setzen beginnt.295 Die fortschreitende Amerikanisierung von Wahl­ kämpfen wird nach Meinung von 
Plasser u. a. die Struktur und Logik des politischen Wettbewerbs nachhaltig verändern. Im Wesentlichen weist die Tendenz auf eine Personalisierung und öffentlichkeitswirksame, the­ menbesetzende Inszenierung der Politik hin, in der die Medienlogik und die politische Marketingorientierung immer wichtiger werden und die zu einer De-Institutionalisierung der Politik und zur Infragestellung tra­ ditioneller Parteiapparate führt.296 In den Vereinigten Staaten haben die Medien bereits einen grossen Teil der Aufgaben der Parteien im Bereich der politischen Meinungsbil­ dung übernommen.297 
Es gibt spezifische US-amerikanische Ursachen dafür, dass dieser Prozess gerade dort in dieser Form ablief. Zum einen hängt dies mit dem hohen Stellenwert der Grund- und Freiheitsrechte bzw. dem Liberalismus in den Vereinigten Staaten zusammen, in wel­ chem auch die Freiheit und politische Unabhängigkeit der Medien eine grosse Rolle spielen. Diese politische Unabhängigkeit hat jedoch auch zu einem verschärften wirtschaftlichen Wettbewerb und einer Kommerzia­ lisierung geführt, sodass eine ökonomische Abhängigkeit von Inseren­ ten, Verkaufszahlen und Einschaltquoten die Folge ist. Dieser Umstand färbt natürlich auf die Medienarbeit ab. Die zweite entscheidende Basis für die bedeutende Rolle der Medien in den Vereinigten Staaten liegt im politischen System begründet. Die faktische Direktwahl des Präsidenten, der ausserdem im präsidialen poli­ tischen System der Vereinigten Staaten eine herausragende Rolle spielt, stellt die Person der Präsidentschaftsanwärter von vornherein in den Mittelpunkt einer Kampagne. Die Bedeutung der Parteien ist entspre­ chend schwach. Um. die Wahlchancen zu erhöhen, ist ein Präsident­ 295 Vgl. Plasser u.a. 1995a: 258; Pfetsch u.a. 1994. 2" Plasser u.a. 1995a: 258 ff. Vgl. auch die Trends medialer Präsentation wie beispielsweise die Personalisierung, Narrativik oder die Tendenz zum Populismus bei Grewenig 1993. Vgl. Taylor 1990. 125
	        

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