Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Medien und Wahlbeeinflussung liechtensteinischen Politik zu einer zentralen Figur wurde. Die «Ober­ rheinischen Nachrichten» wurden nicht nur das Organ für politische Veränderungen in Liechtenstein, die mit der neuen Verfassung von 1921 einen vorläufigen Höhepunkt fanden, sondern waren auch der Grund­ stein für die Gründung der ersten Partei in Liechtenstein, der Christlich­ sozialen Volkspartei, im Jahr 1918. Die Fortschrittliche Bürgerpartei wurde im gleichen Jahr gegründet und stützte sich in der Folge auf das Liechtensteiner Volksblatt ab. Damit nahm die Geschichte der Parteizei­ tungen in Liechtenstein ihren Anfang. Der erste Wahlkampf in Liechten­ stein im Jahr 1918246 war denn auch ein Kampf zwischen der Volkspartei bzw. den Oberrheinischen Nachrichten und der Liste des Volksblattes, aus der dann die Fortschrittliche Bürgerpartei hervorging.247 Die Ober­ rheinischen Nachrichten erschienen ab dem 3. September 1924 unter dem neuen Namen «Liechtensteiner Nachrichten». 1934 tauchte eine neue Zeitung auf: der «Liechtensteiner Heimat­ dienst».248 Rund um diese Zeitung gruppierten sich vornehmlich junge Leute, die genug hatten vom parteipolitischen Gezänk und die politische Zielvorstellung einer ständestaatlich-autoritären Ordnung verfolgten.249 Doch noch bevor Landtagswahlen über die tatsächlichen Stärkeverhält­ nisse dieser Bewegung Aufschluss geben konnten, fusionierten auf poli­ erschienen sie als «Oberrheinische Nachrichten», vom 3.9.1924 bis 28.12.1935 als «Liechtensteiner Nachrichten», seit dem 1.1.1936 als «Liechtensteiner Vaterland». Ausserdem erschien um 1920 der «Liechtensteiner Unterländer» als Kopfblatt der «Oberrheinischen Nachrichten» und vom 16.4.1927 bis 17.7.1928 der «Liechtensteiner Volkswirt» in der Dienstagsausgabe der «Liechtensteiner Nachrichten». Der Erschei­ nungsrhythmus wurde im Verlauf der Zeit immer kürzer: anfänglich wöchentlich, ab 5.2.1919 zweimal pro Woche, ab 30.6.1927 dreimal pro Woche, ab 2.8.1933 wieder zweimal, ab 1.1.1963 wieder dreimal, ab 8.1.1976 fünfmal pro Woche und seit Januar 1985 sechsmal pro Woche. Zu den Anfängen vgl. auch Liechtensteiner Vaterland v. 24. April 1999, S. 11. 246 1918 wurde erstmals direkt - ohne Wahlmänner- gewählt, was die Gründung von Par­ teien begünstigte. ™ Vgl. Seger 1969: 10. 2,8 Der «Liechtensteiner Heimatdienst» erschien in der Zeit vom 14.10.1933 bis 28.12.1935. 2<9 Vorbild war dabei die ständestaatliche Bewegung in Österreich und die österreichische staatliche Ordnung von 1934-1938. Vgl. Brunhart 1986: 25 ff.; Geiger 1993b; Wohl- wend 1981: 51; Carl 1987. Zum österreichischen Ständestaat: Kluge 1984. Die Partei­ verdrossenheit kommt in der Ausgabe des Liechtensteiner Heimatdienstes vom 6. Ja nuar 1934 zum Ausdruck: «Ja, warum streiten wir uns seit Jahr und Tag herum? Warum bieten wir unserer Umwelt seit Jahren des klägliche Schauspiel sich raufender Brüder?» 109
	        

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