Historische Grundlagen gen.51 Die angesprochenen juristischen Prinzipien bestanden spätestens seit 1791, die Forderungen spätestens seit der Revolution von 1848. Nach der Einführung des konstitutionellen Systems konnte ernst haft auch nicht mit der Verwirklichung beziehungsweise Durchsetzung grundlegender Rechtsstaatsprinzipien gerechnet werden. Da dem Lan desfürsten bei allen drei Gewalten erhebliche Einflussmöglichkeiten offen standen und er überdies aufgrund seines Verordnungsrechts selber Recht setzen durfte und auch setzte,52 erstaunt es nicht, dass es noch et liche Jahrzehnte dauern musste, bis Liechtensteins Verfassung wenigs tens im Bereich des Gerichtswesens Regelungen aufweisen konnte, die Verfassungen anderer zivilisierter Staaten einigermassen entsprachen. III. Die Verfassung vom 5. Oktober 1921 und die Folgezeit 1. Die Verfassung vom 5. Oktober 1921 A. Vorarbeiten zur Verfassung vom 5. Oktober 192P3 Die Wirren des Ersten Weltkrieges gingen nicht spurlos an Liechtenstein vorbei. Die wirtschaftliche Not und die Tatsache, dass die Alliierten die Liechtensteiner trotz Neutralitätserklärungen als Feinde betrachteten, führten zu starken Selbständigkeitsbestrebungen.54 Trotz all der wirt schaftlichen Schwierigkeiten gab es dennoch einige Männer, die die Dringlichkeit einer Verfassungsrevision erkannten. Mit viel Energie, Zivilcourage und Sachverstand setzten sie sich für eine Änderung der Verfassung von 1862 ein.55 Wilhelm Beck stellte in der Landtagssitzung vom 14. Oktober 1918 fest: «Es geht ein demokratischer Zug durch die Welt.»56 Er forderte entsprechende Massnahmen auch in Liechtenstein, namentlich eine Demokratisierung und Nationalisierung der Regierung 51 Geiger, Geschichte 24 f. 52 Vgl.
Geiger, Geschichte 299 f. 53 Hierzu ausführlich
Wille, Regierung 59 ff. Zur Entstehungsgeschichte der Verfas sung 1921
Quaderer, Hintergrund 107 ff.;
Wille, Monarchie 141 ff. 54 LV hinten S. 50. Ausführlicher hierzu neben anderen etwa
Quaderer, Probleme 43 ff. 55 Quaderer, Hintergrund 110. 56 Quaderer, Hintergrund 113 mit Verweis auf Oberrheinische Nachrichten> Nr. 43 vom 19. Oktober 1918. 28