Volltext: Liechtenstein im Europäischen Wirtschaftsraum

Wirtschaftliche Integration in Theorie und Praxis dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt ist.159 Die Öffnung der Märk­ te und die damit einhergehende Zunahme des Preiswettbewerbs sollte für einen Innovations- und Wachstumsschub in den EFTA-Staaten sorgen.160 Liechtensteins Erwartungen mit dem EWR-Beitritt lassen sich in die oben angeführten EFTA-Erwartungen einfügen.161 Zunächst einmal sollte ein Abseitsstehen vom EU-Binnenmarkt vermieden werden162, auch wenn dies mit erheblichen Anpassungen in allen Wirtschaftsberei­ chen verbunden sein würde.163 
Kneschaurek und 
Graf haben bereits 1990 auf die Gefahren eines Ausschlusses vom Gemeinsamen Markt hingewiesen: «a) Liechtensteiner Firmen im EG-Raum werden als .ausländische Firmen' benachteiligt. Ihr Standort in der EG ist keine Garantie ge­ gen eine solche Benachteiligung, sofern im Bereich, in welchem sie tätig sind, das Reziprozitätsprinzip nicht gewahrt ist; b) Liechtenstei­ ner Firmen im Fürstentum werden in ihrer Exporttätigkeit in den EG-Raum diskriminiert; c) Liechtensteiner Firmen werden auf den Inlandmärkten durch die EG-Konkurrenz bedrängt, weil sie nicht die gleichen Möglichkeiten zur Ausschöpfung der grossräumigen Pro­ duktion und Spezialisierung haben wie die EG-Unternehmen.»164 Wie in Kapitel E noch zu erläutern sein wird, ist Liechtensteins Export­ abhängigkeit besonders markant und deshalb die Marktzugangssiche­ rung für die Exportindustrie existentiell.165 159 EFTA 1994, S. 11. 160 EFTA-Unternehmen sahen den Dienstleistungssektor als einen Gewinner der Integra­ tion 
(Ernst & Young 1993, S. 14). 161 Kontroverse Debatten zu den Erwartungen eines EWR-Beitritts wurden im liechtensteinischen Landtag im September und Oktober 1992 geführt («Protokoll über die öffentliche Landtagssitzung vom 16./17. September 1992» und «Protokoll über die öffentliche Landtagssitzung vom 21./22. Oktober 1992»). 162 Dies gilt nicht nur für die Industriebetriebe, sondern ebenfalls z.B. für den Finanzdienst­ leistungssektor 
(Regierung des Fürstentums Liechtenstein, Bericht und Antrag 46/1992, S. 239 und S. 243). 163 Regierung des Fürstentums Liechtenstein, Bericht und Antrag 46/1992, S. 243. 164 Kneschaurek/Graf 1990, S. 93. 165 So die Wortwahl von alt-Regierungschef 
Hans Brunhart in einem Vortrag im Dezember 1991 
(Brunhart 1991, S. 25). Nach dem liechtensteinischen «Ja» zum EWR-Abkommen im Dezember 1992 äusserte sich der Präsident der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer, 
Peter Frick, ähnlich deutlich: «Wir hatten gar keine andere Wahl, als dem EWR-Beitritt zuzustimmen. Sonst stünden wir jetzt total im Abseits.» 
(Tages-Anzeiger, 14.12.1992). 
Michael Hilti, Vorsitzender der Konzernleitung der Hilti AG, fügte im Mai 1993 hinzu: «Entscheidend ist und bleibt heute und in der Zukunft der freie Zugang zu 78
	        

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