Volltext: Liechtenstein im Europäischen Wirtschaftsraum

Problemstellung, Zielsetzung und Struktur der Studie dichteste Integrationsraum.20 Die Schaffung des Binnenmarktes, auf welchen thematisch in Kapitel C näher eingegangen wird, ist zweifels­ frei der weltweit beträchtlichste Schritt, nationale Märkte zu verschmel­ zen. Die Vertiefung der Gemeinschaft hat zweifellos zu dem Wunsch der EFTA-Staaten geführt, enger mit dieser vertieften Gemeinschaft zu kooperieren. Staaten, die ausserhalb des Binnenmarktes blieben, sahen eine «Festung Europa» entstehen, hinter deren Mauern sich die EU- Staaten immer weiter zurückziehen würden. Ökonomisch formuliert, erwarteten die EU-Nachbarstaaten als Folge des Binnenmarktprojekts handelsumlenkende Effekte {«trade diversion effects»)2i 
auf der Basis nichttarifärer Handelshemmnisse, die aufgrund der engen Handelsver­ flechtung mit der Gemeinschaft für die EFTA-Staaten22 besonders schmerzhaft hätten werden können. Der Anreiz, einem regionalen Wirtschaftsabkommen beizutreten, steigt unzweifelhaft mit dessen Effi­ zienz und Grösse.23 Staaten, die vorerst ausserhalb des Integrationsrau­ mes verbleiben, sehen sich mehr und mehr gedrängt beizutreten, da die politischen und ökonomischen Kosten dieser sogenannten Outsider 
rela­ tiv zu denen der sogenannten insider 
expandieren. Handelsumlenkende Tendenzen stärken insbesondere bei der Exportwirtschaft den Beitritts­ wunsch, da diese umittelbar die Kosten der Nicht-Integration zu spüren bekommen. Das EWR-Abkommen wurde am 2.5.1992 von den damals zwölf EG-Staaten und sieben EFTA-Staaten in Porto unterzeichnet und trat am 1.1.1994 in Kraft. Von EFTA-Seite nehmen nach dem Beitritt Öster­ reichs, Schwedens und Finnlands zur EU heute noch Norwegen, Island und Liechtenstein (seit 1.5.1995) am EWR teil. Die Schweizer Bevölke­ rung hat sich in einem Referendum am 6.12.1992 gegen die Teilnahme entschieden. 
De facto 
bildet der EWR einen Brückenschlag zwischen EU-Vollbeitritt und Beteiligung am EU-Binnenmarkt. Der EWR lässt die EFTA-Staaten am Gemeinsamen Markt der Union teilhaben, jedoch 20 Vgl. 
Weidenfeld/Jung 1995, S. 11-53. 21 Das Phänomen der «handelsumlenkenden» und «handelsschaffenden» Effekte regiona­ ler Wirtschaftsabkommen wurde ursprünglich mit der Schaffung von Zollunionen ver­ bunden 
(Viner 1950). 22 Bis 31.12.1994: Osterreich, Finnland, Schweden, Island, Norwegen, Schweiz, Liechten­ stein. Mit dem Beitritt Österreichs, Finnlands und Schwedens zur Europäischen Union am 1.1.1995 bilden Island, Norwegen, die Schweiz und Liechtenstein die EFTA- Gruppe. 23 Motive für den Beitritt zu regionalen Abkommen werden in Kapitel B erläutert. 14
	        

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