PAUL VOGT
Staatliche Organisation und Verwaltung
als Träger der Macht
{n meinem Beitrag geht es nicht um ein detailliertes Aufarbeiten der Verwaltungs-
geschichte, sondern um die Frage: Wie konnte sich der Absolutismus in
einem zunehmend kritischer werdenden Umfeld behaupten? Der Vormärz
war dadurch gekennzeichnet, dass der absolutistisch gesinnten Obrigkeit
eine zunehmend politischere, kritischere, selbstbewusstere und auch besser
informierte Öffentlichkeit gegenübertrat, dass die fürstlichen Beamten in
Vaduz keine Unterstützung in der Bevölkerung fanden und der zumindest
latent immer vorhandene Widerstand der Bevölkerung jedes Verwaltungs-
handeln und jede Verwaltungsreform erschwerte und teilweise gar
verunmöglichte.
Auf die Aspekte der politischen Geschichte geht Rupert Quaderer in seinem
Beitrag ein. Ich möchte auf das Thema Herrschaftsausübung, Herrschafts-
technik und Herrschaftssicherung eingehen. Ich gehe dabei von der Defini-
tion von Macht und Herrschaft aus, wie sie Max Weber in seinem grund-
legenden Werk «Wirtschaft und Gesellschaft» getroffen hat: «Macht bedeu-
tet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch
gegen Widerstand durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.
Herrschaft soll heissen die Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei
angebbaren Personen Gehorsam zu finden.»!
Abbildung 1 (S. 88) zeigt den Raster, den ich meinen weiteren Ausfüh-
rungen zugrunde legen möchte. Im Zentrum der Untersuchung steht der
Begriff Staatsgewalt. Im einzelnen möchte ich zunächst der Frage der Legi-
timation nachgehen, wobei Legitimation als die innere, moralisch-sittliche
Überzeugung verstanden werden soll, dass ein Herrschaftssystem rechtmässig
ist und damit für alle Betroffenen Gültigkeit hat. Diese Überzeugung muss
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