Mit Ausnahme geringfügiger Schäden blieben die Häuser allem Anschein
nach unversehrt. In einigen der fürstlichen Gebäude, nachweislich im Kanz-
leihaus in der Herrengasse, wurden Spitäler für die Pflege der verletzten
Soldaten eingerichtet und für diesen Zweck geeignete Räumlichkeiten adap-
tiert.
Bereits ab Juni des Jahres weisen die dringlichen Erkundigungen des Fürsten
nach dem Kassastand in Wien auf die unerfreuliche Situation des Finanz-
haushalts hin. Da die untertänigen Leistungen teilweise vorzeitig ausgefal-
len waren und daraus, abgesehen von Einkommenseinbussen und vermin-
derten Ernteergebnissen, zusätzliche Ausgaben für Hilfskräfte und Zugtiere
erwuchsen, waren die Einkünfte aus der Landwirtschaft 1848 stark redu-
ziert. Andererseits belasteten die Zahlungen, die sich im Zusammenhang mit
den umfangreichen grundherrlichen Verpflichtungen des Fürsten ergaben,
weiterhin bis wenigstens Jahresende in voller Höhe das liechtensteinische
Budget. Darüber hinaus fielen noch ausserordentliche Kosten an, etwa
Uniformierungsbeiträge für die fürstlichen Beamten oder Spenden für die
Nationalgarden und das Militär, Möglicherweise hatten auch die umfang-
reichen, kostspieligen Bauprojekte, die Renovierung des Bankgassenpalais
und der Umbau des Schlosses Eisgrub die finanziellen Reserven des Fürsten
aufgebraucht. Jedenfalls ordnete er bereits in den ersten Monaten des Jahres
Sparmassnahmen an. Zum einen wurde die Bautätigkeit in Eisgrub vorüber-
gehend reduziert und die Handwerker mit der Bezahlung ihrer Löhne auf
bessere Zeiten vertröstet. Zur Begleichung der dringendsten Bauauslagen
nahm der Fürst im Juli ein Darlehen bei seiner Gemahlin auf. Ferner gab er
das entbehrliche Silber, mit Ausnahme eines Gedecks für 24 Personen, an
das kaiserliche Münzamt ab. Nicht zuletzt wurden sowohl auf dem perso-
nellen Sektor als auch im Bereich der fürstlichen Haus- und Hofhaltung,
etwa mit der Kürzung des Bibliotheksetats, Vorkehrungen zur Verminderung
der Ausgaben getroffen.
Fasst man die wichtigsten Etappen dieser Darstellung zusammen, lässt sich
festhalten, dass sich die Ereignisse im Haus Liechtenstein im üblichen Rah-
men hielten. Von grösseren Plünderungen blieb der Fürst verschont. Der zum
Ausbruch gekommene latente Widerstand der Bevölkerung stellt die Liech-
tenstein in eine Reihe mit anderen Grossgrundbesitzern, die im Vormärz
begonnen hatten, über die Modernisierung ihrer Güter nachzudenken. Prin-
zipiell war Alois II. schon vor 1848, wohl auch als Ergebnis seines engen
a