bedeuteten. Die Gründe, warum die verschiedenen Versuche fehlschlugen,
wieder mehr Rechte zu gewinnen, sind in zwei Faktoren zu sehen:
Der erste Grund liegt in der Person des Fürsten Johann I. Er verlangte von
seinen Untertanen unbedingten Gehorsam. Er allein fühlte sich verantwort-
lich für das Wohl des Staates und seiner Bevölkerung. Er konnte und wollte
an niemanden ein Mitspracherecht in Regierungs- und Verwaltungs-
angelegenheiten abgeben.
Ein zweiter Grund ist bei dem handelnden Teil des Volkes zu sehen. Es
fehlten vorerst noch die führenden Köpfe. Uneinigkeit bei den Untertanen
schwächte ihre Vorstösse ebenso wie die bittere Armut und der immer wie-
der nötige Kampf um das materielle Überleben. Bis Mitte der 30er Jahre
des 19. Jahrhunderts waren die Zeitumstände gegen das Volk. Das ständige
Aufbäumen war zu schwach, um zu sichtbarem Erfolg in der Form von
mehr Rechten zu führen. Die äussere Wirkung war gering, wie intensiv das
innere Weiterwirken gedieh, zeigt die Entwicklung der 40er Jahre.
Mit Alois II. kam eine Persönlichkeit auf den Thron, die veränderungswillig
war. Allerdings blieben auch unter seiner Regentschaft viele wichtige poli-
tische Angelegenheiten, die einer Lösung harrten, zu lange unberücksichtigt.
So herrschte in Liechtenstein am Vorabend der 48er Bewegung eine trüge-
rische Ruhe. Hoffnungen waren durch verschiedene beherzte Schritte ge-
weckt worden. Der wirklich entscheidende Schnitt wurde aber nicht getan.
Rücksichten gegenüber Österreich wirkten hemmend, Ängste vor Macht-
verlust liessen zögern. So war die Entwicklung auf die Revolution hin
gegeben: Reformverweigerung wurde mit Revolution bestraft — nicht nur in
Liechtenstein.
Anmerkungen
Malin, Georg: Die politische Geschichte des Fürstentums Liechtenstein in den Jahren
1800-1815. In: JBL 53 (1953), S. 5178.
Quaderer, Rupert: Politische Geschichte des Fürstentums Liechtenstein von 1815—1848.
In: JBL 69 (1969), S. 5241.
3 Ospelt, Alois: Wirtschaftsgeschichte des Fürstentums Liechtenstein im 19. Jahrhundert.
Von den napoleonischen Kriegen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Vaduz, 1974.
4 Vogt, Paul: 125 Jahre Landtag. Vaduz, 1987.
5 Vogt, Paul: Brücken zur Vergangenheit. Vaduz, 1990.
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