Volltext: Liechtenstein und die Revolution 1848

Die fünf Elemente der nationalen Identität in Liechtenstein 
Aus einer ganzen Reihe von Elementen zur Identitätsstiftung haben sich im 
Laufe der Gespräche fünf herauskristallisiert, die für die nationale Identität 
in Liechtenstein als besonders bedeutend eingestuft werden. An erster Stelle 
steht der gemeinsame Dialekt, gefolgt von der Monarchie, der liechtenstei- 
nischen Staatsbürgerschaft, der gemeinsamen Geschichte und dem vertrau- 
ten sozialen (und räumlichen) Umfeld. Alle diese Elemente tragen bei zu 
einer gemeinsamen Identität unter den Liechtensteinerinnen und Liechtenstei- 
nern und grenzen sie gegen aussen ab, 
Es verwundert nicht, dass der Dialekt als wichtigstes identitätsstiftendes 
Element eingestuft wird, ist doch bereits beim ersten Hinhören klar, ob eine 
Person als «In-» oder «Outsider» gilt. Wer den Liechtensteiner Dialekt 
spricht, wird zumindest im Alltag als Mitglied der liechtensteinischen Ge- 
sellschaft angesehen. Die liechtensteinische Staatsbürgerschaft bleibt zwar 
nach wie vor das ausschlaggebende, weil rechtlich gestützte Kriterium der 
Zugehörigkeit, doch ist diese nur in ganz bestimmten Bereichen oder Situa- 
tionen von Bedeutung. Und auch dort wird unterschieden zwischen den 
«echten» und den «nicht echten» Liechtensteinerinnen und Liechtensteinern. 
Die «Echten» sind zum Beispiel gebürtige Liechtensteinerinnen und Liech- 
tensteiner, noch echter, wenn beide Elternteile gebürtige Liechtensteiner 
sind, und am «allerechtesten», wenn sie zu den «Ohrenmärklern», zu den 
ursprünglichen Gemeindebürgern des Landes gehören. Die «Unechten» sind 
zum Beispiel Eingebürgerte, Doppelbürger und Eingeheiratete, solche die 
den Dialekt nicht sprechen oder nicht in Liechtenstein wohnhaft sind bezie- 
hungsweise es nie waren. 
Die Geschichte stiftet nationale Identität durch das «Bewusstsein des glei- 
chen Schicksals»,* wie es Arthur Brunhart einmal treffend formulierte, und 
ist in Liechtenstein stark verknüpft mit der Monarchie. Diese spielt eine 
bedeutende Rolle im Geschichtsverständnis der Liechtensteinerinnen und 
Liechtensteiner. Das ansonsten eher lückenhafte Wissen um die eigene Ver- 
gangenheit konzentriert sich vor allem auf den Kauf des Landes durch die 
Fürsten sowie auf die Zeit um den Zweiten Weltkrieg. Das diplomatische 
Geschick von Franz Josef II. sowie die tatkräftige Unterstützung von Fürstin 
Gina in dieser Zeit lebt als Mythos bis heute weiter und macht aus der 
Monarchie ein Symbol für Schutz, Sicherheit und Beständigkeit. Die Ver- 
147
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.