was ihm verschiedentliche Kritik von anderen Historikern eingetragen hat.
Das Buch hat einen Schwerpunkt in der vorreformatorischen Geschichte,
was auf die relative Knappheit an Quellen für die neuere Geschichte zurück-
zuführen ist. Kaiser bezieht Liechtenstein ins churrätische Umfeld ein und
zieht seine Darstellung bis 1818. Er zeichnet das Bild einer oligarchischen
Gesellschaft der alten Liechtensteiner Geschlechter, die er der Adelsherrschaft
gegenüberstellt. Das Kernelement des oligarchischen Landammanamts steht
gegen die aristokratische Willkür der verschiedenen Landesherren. Die darin
ins Jahr 1848 getragene Aussage ist höchst politisch, aber doch nicht plump
provozierend. Das Buch hatte dann auch eine problematische Rezeptions-
geschichte, war zeitweise verboten.”
Ein direkter Vergleich der Schriften Peter Kaisers und Franz Joseph Oehris
ist aufgrund der relativen Verschiedenheit der Texte weder möglich noch
sinnvoll. Oehri kennt die Kategorie der Quelle nicht, kennt keine präzisen
geographischen oder zeitlichen Grenzen einer historischen Betrachtung, sondern
handelt von allgemeinen Grundsätzen geschichtlichen Werdens. Er versucht
die europäische Geschichte mit einem Ausblick auf den Gang der Welt zu
analysieren.
Oehri verfasst politische Schriften mit geschichtsphilosophischer Tendenz,
Kaiser liefert Geschichtswissenschaft. Allerdings hat Kaiser die Wende von
geschichtsphilosophischen Fragen in der Tradition Hegels und Niebuhrs
zum methodisch und quellenkritisch fundierten Darstellen auch erst in den
1830er Jahren vollzogen. Das tut er in Konfrontation mit regionalen hi-
storischen Fragen und eingebettet in eine reiche Tradition bündnerischer
Geschichtsforschung. Seine Arbeit wird von einem «vornationalistischen
deutschen Patriotismus» getragen.?* Wie wir zeigen konnten, geht auch
Oehri von einem solchen aus. Seine Ideen sind eben auch vornationalistisch,
nur von einer anderen Qualität in der Ausführung.
Anmerkungen
Grundlage dieses Beitrages ist mein Aufsatz in: Brunhart, Arthur (Hrsg.): Bausteine zur
liechtensteinischen Geschichte. Bd. 3: 19. Jahrhundert: Modellfall Liechtensteins. Zü-
rich, 1999, S. 251-283. Im wesentlichen wurde gekürzt, die Biographie Peter Kaisers
stärker einbezogen und der kritische Apparat aktualisiert. Ich danke Monika Obereder für
Ihre Hilfe. Zum Bildungsbürgertum: Es setzt sich zusammen aus «kleinen Funktions-
RE