Volltext: Liechtenstein und die Revolution 1848

Im gesamten bleiben diese Versuche etwas konfus, eine von Oehri der 
Österreichischen Akademie der Wissenschaften übergebene Abhandlung über 
die Gezeiten blieb übrigens unveröffentlicht. In einer Zeit mit grosser Dyn- 
amik, einer Epoche des permanenten Strukturwandels in allen Lebensberei- 
chen, sucht Oehri Identität in einer diffusen Konstruktion aus neuen natio- 
nalen und alten imperialen Ideen. 
Für ihn ist die eigene politisch-staatsbürgerliche Identität noch nicht klar. Ist 
er Bürger des deutschen Bundes, Bürger Österreichs, in dessen Armee er 
dient, oder privater Untertan des österreichischen Kaisers, den er als Tradi- 
tionsbewahrer der alten Reichstradition akzeptierte? Dazu tritt die Über- 
zeugung von der Unzulänglichkeit der bisherigen theoretischen und meta- 
physischen Erklärungsmodelle und der daraus resultierende Versuch, neue 
zu finden. 
Keinesfalls kann man ihn der nationalen Bewegung zurechnen, auch wenn 
er Tendenzen in diese Richtung zeigt. Die betreffenden Ideen Oehri sind im 
Zusammenhang mit der Problematik des erst später — das heisst nach 1870/ 
71 — chauvinistisch und nationalistisch beladenen Reichsbegriffs zu sehen, 
der in keiner echten Tradition verwurzelt war und dessen geschichtliche 
Begründung immer mehr zugunsten einer geschichtshaltigen Legende verblasste. 
An ihre Stelle trat schliesslich der Mythos von Volkstum und Rasse.”? 
Die kleine nationalsozialistische Bewegung in Liechtenstein entdeckte Ochri 
trotzdem wieder und in einer Nummer des «Umbruchs» findet sich eine 
Besprechung seiner Bücher.*®° 
Peter Kaiser trat seit 1830 immer wieder mit kleineren historischen Arbeiten 
hervor und war auch ansonsten im Rahmen einer sich bildenden breiteren 
Beschäftigung mit der Geschichte aktiv. Kaiser fungierte in den 50er Jahren 
zeitweise als Präsident der «Geschichtsforschenden Gesellschaft» in Chur 
und war an der Quellenedition «Rätiay beteiligt.?! 
Kaiser arbeitete zur frühen Geschichte Churrätiens und interessierte sich 
auch für das Rätoromanische. Letztlich hat er während seiner eigenen Stu- 
dien auch eine tiefere Beschäftigung mit historischen Fächern betrieben 
als Oehri.®? 
Kaisers Hauptwerk ist die «Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein. 
Nebst Schilderungen aus Churrätiens Vorzeit» von 1847. Er schrieb das 
Buch für ein breiteres Publikum und machte auch kaum Quellenangaben, 
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