Menzinger mit der Beauftragung Oehris intendiert hatte, von letzterem er-
füllt worden war.
Oehri wurde jedenfalls auch in den durch die Verfassung festgelegten Land-
rat gewählt, kam aber dieser Verpflichtung, wie auch Peter Kaiser, nie
nach.?* Oehris Verfassungskonzeption wurde rezipiert und im späteren Ent-
wurf des Verfassungsrates finden sich einzelne seiner Vorstellungen wie-
der. Oehri war während der Ereignisse nie selbst in Liechtenstein, seine
Teilnahme beschränkte sich auf schriftliche Eingaben.
Peter Kaiser wurde als Vertreter Liechtensteins in die Frankfurter Paulskir-
che gewählt. Er blieb dort nicht lange und kehrte, nachdem er die Schrift
«An meine Landsleute» als politisches Testament an die Liechtensteiner
gerichtet hatte, nach Chur zurück. Karl Schädler übernahm sein Mandat.?>
So gesehen gehörte Oehri in die zweite Reihe der politisch Tätigen. Er
hinterliess nur seinen Verfassungsentwurf und trat weiter nicht in Erschei-
nung. Kaiser war sozusagen in der ersten Reihe mit dabei.
Die beiden Bildungsbürger Kaiser und Oehri standen 1848 zwangsläufig an
der Spitze der Revolutionsbewegung Liechtensteins. Wie Dieter Langewiesche
schon für Peter Kaiser ausgeführt hat, ist der Versuch, «die Geschichte über
die Gegenwart zu Gericht sitzen zu lassen», «die Geschichtsschreibung als
ein Mittel der Politik» einzusetzen, «um die eigenen Ziele mit unangreif-
barer Legitimität auszustatten»,2° ein wichtiger Bestandteil für das Ver-
ständnis der Zugangsweise Kaisers wie der Oehris. Der Typus des Politi-
kers existierte noch nicht, wie Langewiesche weiter ausführt, diese Rolle
entstand erst unter völlig anderen Bedingungen. Oehri und Kaiser übernah-
men kurzfristig eine Aufgabe, die sie aber wieder fallen lassen mussten,
denn «wer damals ausserhalb des Staatsdienstes politisch wirken wollte,
brauchte Vermögen oder einen Beruf, der politische Freiräume liess».?7
Werke Oehris und Kaisers
Nach seiner Pensionierung veröffentlichte Oehri ab 1861 insgesamt vier Schrif-
ten,28 die inhaltlich gesehen zwischen spekulativen, geschichtstheoretischen
Erklärungsmodellen und mystischen Weltdeutungsversuchen pendeln.
Im Mittelpunkt steht dabei der Versuch, die Einheit der deutschen Nation
herbeizuführen, da es dieser durch ein «allgemeines Weltgesetz» vorbestimmt
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